Harry Potter und der Feuerkelch, стр. 92

Ron mummelte stumme Worte wie ein Goldfisch und Hermine wandte sich auf dem Absatz um und sturmte die Treppe hoch in ihren Schlafsaal.

Ron schien wie vom Blitz getroffen.»Pff«, prustete er,»tss – das zeigt doch, da? sie uberhaupt nicht begriffen hat, worum es ging -«

Harry sagte nichts dazu. Es gefiel ihm einfach zu gut, wieder mit Ron reden zu konnen, als da? er ihm seine Meinung hatte sagen konnen – doch er konnte den Gedanken nicht abschutteln, da? Hermine viel besser als Ron begriffen hatte, worum es ging.

Rita Kimmkorns Riesenknuller

Am zweiten Weihnachtstag standen alle spat auf. Im Gemeinschaftsraum der Gryffindors war es so ruhig wie schon lange nicht mehr und viel Gegahne durchzog die lahmen Unterhaltungen. Hermine hatte nun wieder buschiges Haar; Harry gestand sie, da? sie vor dem Ball Riesenmengen Seidenglatts Haargel genommen hatte,»aber fur jeden Tag war mir das entschieden zu viel Aufwand«, sagte sie nuchtern und kraulte Krummbein hinter den Ohren.

Ron und Hermine schienen stillschweigend ubereingekommen zu sein, ihren Streit zu begraben. Sie gingen betont freundlich miteinander um, allerdings merkwurdig steif. Ron und Harry warteten nicht lange, bis sie Hermine von dem Gesprach zwischen Madame Maxime und Hagrid erzahlten, das sie belauscht hatten. Doch Hermine schien die Neuigkeit, da? Hagrid ein Halbriese war, nicht annahernd so schockierend zu finden wie Ron.

»Nun ja, ich hab's mir schon gedacht«, sagte sie achselzuckend.»Ich wu?te, da? er kein ausgewachsener Riese sein kann, denn die sind ja um die sieben Meter gro?. Aber ehrlich gesagt, was soll diese ganze Aufregung um die Riesen. Sie konnen doch nicht alle schrecklich sein… gegen die Werwolfe gibt es genau dieselben Vorurteile… die Leute sind einfach viel zu engstirnig!«

Ron sah aus, als ob er ihr am liebsten hohnisch uber den Mund gefahren ware, doch vielleicht wollte er nicht schon wieder Streit anfangen, denn er beschrankte sich darauf, unglaubig den Kopf zu schutteln, als Hermine gerade woanders hinsah.

Es wurde allmahlich Zeit, an die Hausaufgaben zu denken, die sie in der ersten Ferienwoche vernachlassigt hatten. Jetzt, da Weihnachten vorbei war, schienen alle ein wenig matt und lahm – alle au?er Harry, der (wieder mal) ziemlich nervos wurde.

Das Problem war, da? der vierundzwanzigste Februar mit Weihnachten im Rucken viel naher gekommen zu sein schien, und noch immer hatte er nichts unternommen, um das Ratsel des goldenen Eis zu losen. So fing er an, das Ei jedes Mal, wenn er in den Schlafsaal ging, aus dem Koffer zu holen, es zu offnen und ihm aufmerksam zu lauschen, immer in der Hoffnung, es wurde ihm endlich ein Licht aufgehen. Er zermarterte sich den Kopf daruber, woran ihn der Larm erinnerte, aber einmal abgesehen von drei?ig Musiksagen hatte er so etwas noch nie gehort. Er schlo? das Ei, schuttelte es energisch und offnete es wieder, um zu horen, ob sich der Ton verandert hatte, doch nein. Er versuchte, gegen das Wehklagen anbrullend, dem Ei Fragen zu stellen, doch nichts geschah. Er warf das Ei sogar durch den Saal, doch es brachte nichts, und eigentlich hatte er auch nicht daran geglaubt.

Harry hatte den Hinweis von Cedric nicht vergessen, aber da er im Augenblick nicht allzu freundschaftliche Gefuhle fur Cedric hegte, wollte er moglichst ohne seine Hilfe auskommen. Und wenn Cedric ihm wirklich einen hei?en Tipp hatte geben wollen, dann hatte er mehr mit der Sprache rausrucken mussen. Er selbst hatte Cedric genau gesagt, was bei der ersten Aufgabe drankam, aber Cedrics Vorstellung von einem fairen Tausch war wohl, ihm zu sagen, er solle ein Bad nehmen. Nein, solche Krucken brauchte er nicht – und schon gar nicht von jemandem, der mit Cho Handchen haltend durch die Schule spazierte. Und so kam der erste Tag nach den Ferien, Harry ging wie immer beladen mit Buchern, Pergamenten und Federn zum Unterricht, doch das Ei lag ihm so schwer im Magen, als ob er es standig mit sich herumtragen wurde.

Noch immer lag hoher Schnee, und die Fenster des Gewachshauses waren so dicht beschlagen, da? sie in Krauterkunde nicht einmal nach drau?en sehen konnten. Bei so einem Wetter freute sich niemand auf Pflege magischer Geschopfe, obwohl Ron meinte, die Kroter wurden ihnen sicher ganz schon einheizen, denn entweder mu?ten sie hinter ihnen herjagen, oder sie wurden so stark explodieren, da? Hagrids Hutte Feuer fing.

Druben vor der Hutte sahen sie jedoch nur eine altere Hexe mit kurz geschorenem grauem Haar und einem energisch spitzen Kinn vor der Tur stehen.

»Nun beeilt euch mal, es hat schon vor funf Minuten gelautet«, blaffte sie die Klasse an, die durch den Schnee auf sie zustapfte.

»Wer sind Sie?«, fragte Ron und starrte sie an.»Wo ist Hagrid?«

»Mein Name ist Professor Raue-Pritsche«, sagte sie barsch,»ich bin eure Vertretung in Pflege magischer Geschopfe.«

»Wo ist Hagrid?«, wiederholte Harry laut.

»Er fuhlt sich nicht wohl«, sagte Professor Raue-Pritsche knapp.

Leises, unangenehmes Lachen drang an Harrys Ohren. Er wandte sich um; Draco Malfoy und die anderen Slytherins waren hinzugesto?en. Ihnen allen stand die Schadenfreude ins Gesicht geschrieben, und keiner schien uberrascht, Professor Raue-Pritsche hier zu sehen.

»Hier lang, bitte«, sagte Professor Raue-Pritsche und ging mit schnellen Schritten an der Koppel entlang, auf der die riesigen Beauxbatons-Pferde zitterten.

Harry, Ron und Hermine folgten ihr und warfen hin und wieder Blicke uber die Schulter zu Hagrids Hutte. Alle Vorhange waren zugezogen. War Hagrid dort drin, krank und allein?

»Was fehlt Hagrid denn?«, fragte Harry und beeilte sich, mit Professor Raue-Pritsche Schritt zu halten.

»Das geht dich nichts an«, sagte sie, als hielte sie ihn fur einen naseweisen Bengel.

»Tut es allerdings«, sagte Harry gereizt.»Was ist los mit ihm?«

Professor Raue-Pritsche tat so, als ob sie ihn nicht horen wurde. Sie fuhrte sie an der Koppel vorbei, wo sich die Beauxbatons-Pferde jetzt zum Schutz gegen die Kalte aneinander geschmiegt hatten, und auf einen Baum am Waldrand zu. An den Baum gebunden war ein gro?es, schones Einhorn. Viele Madchen»uuuhten«bei diesem Anblick.

»Oooh, ist es nicht wunderschon?«, flusterte Lavender Brown.»Wie hat sie es gefangen? Das soll ja unglaublich schwer sein!«

Das Einhorn war so glei?end wei?, da? der Schnee um es herum grau schien. Es stampfte nervos mit seinen goldenen Hufen und warf seinen gehornten Kopf zuruck.

»Jungen zuruckbleiben!«, bellte Professor Raue-Pritsche, und ihr ausgestreckter Arm traf Harry hart an der Brust.»Sie ziehen die Hand einer Frau vor, diese Einhorner. Madchen nach vorn, und vorsichtig annahern. Kommt schon, ganz locker bleiben…«

Sie ging mit den Madchen langsam auf das Einhorn zu, wahrend die Jungen am Koppelzaun stehen blieben und zusahen.

Sobald Professor Raue-Pritsche au?er Horweite war, drehte sich Harry zu Ron um.»Was, meinst du, ist los mit ihm? Hat ihn vielleicht ein Kroter -?«

»Oh, er wurde nicht angegriffen, Potter, wenn du das meinst«, sagte Malfoy leise.»Nein, er schamt sich nur zu sehr, sein gro?es ha?liches Gesicht zu zeigen.«

»Was meinst du damit?«, fragte Harry scharf.

Malfoy steckte die Hand in den Umhang und zog eine zusammengefaltete Zeitungsseite heraus.

»Hier, lies«, sagte er.»Tut mir ja unendlich Leid, da? du es erfahren mu?t, Potter…«

Er grinste hohnisch, wahrend Harry ihm das Zeitungsblatt aus der Hand ri?, es auffaltete und zusammen mit Ron, Seamus, Dean und Neville, die ihm uber die Schulter lugten, durchlas. Es war ein Artikel mit einem Bild von Hagrid, auf dem er au?erst verschlagen aussah.

Dumbledores Riesenfehler

Albus Dumbledore, der exzentrische Direktor von Hogwarts, der Schule fur Zauberei und Hexerei, hat sich noch nie gescheut, Stellen mit umstrittenen Personen zu besetzen. Im September dieses Jahres stellte er Alastor»Mad-Eye«Moody ein, den beruchtigten, schockzauberfreudigen Ex-Auroren, und zwar als Lehrer zur Verteidigung gegen die dunklen Kunste. Diese Entscheidung hat im Zaubereiministerium einiges Kopfschutteln ausgelost, da Moody durchaus bekannt dafur ist, da? er gewohnheitsma?ig jeden angreift, der in seinem Umkreis auch nur eine plotzliche Bewegung macht. Mad-Eye Moody jedoch kommt einem ganz vernunftig und freundlich vor, wenn man ihn mit dem Halbmenschen vergleicht, den Dumbledore Pflege magischer Geschopfe unterrichten la?t.