Harry Potter und der Feuerkelch, стр. 85

»Ich kann nicht mit euch gehen«, sagte Hermine errotend,»weil ich schon jemanden habe.«

»Nein, hast du nicht!«, entgegnete Ron.»Das hast du nur gesagt, um Neville loszuwerden!«

»Aach, wie genau du das wei?t!«, sagte Hermine und ihre Augen blitzten gefahrlich.»Nur weil ihr drei Jahre gebraucht habt, Ron, hei?t das noch lange nicht, da? kein anderer bemerkt hat, da? ich ein Madchen bin!«

Ron starrte sie an. Dann begann er wieder zu grinsen.»Schon gut, schon gut, wir wissen, da? du ein Madchen bist«, sagte er.»Ist es jetzt gut? Kommst du nun mit oder nicht?«

»Ich hab's dir doch gesagt!«, fauchte Hermine zornig.»Ich geh mit einem anderen!«

Und sie sturmte in Richtung Madchenschlafsaal davon. Ron sah ihr nach.»Sie lugt«, sagte er matt.

»Tut sie nicht«, flusterte Ginny.

»Und wer soll es denn sein?«, fragte Ron scharf.

»Das erzahl ich dir nicht, es ist ihre Angelegenheit«, sagte Ginny.

»Na schon«, sagte Ron, der hochst mi?gelaunt aussah,»das wird mir allmahlich zu dumm. Ginny, du kannst mit Harry gehen, und ich werd einfach -«

»Das geht nicht«, sagte Ginny und nun lief auch sie scharlachrot an.»Ich gehe mit – mit Neville. Er hat mich gefragt, als Hermine nein gesagt hat, und ich dachte… wi?t ihr… ich wurde sonst nicht mitkommen konnen, ich bin doch noch nicht in der vierten Klasse.«Sie sah ganz elend aus.»Ich glaub, ich geh mal runter zum Abendessen«, sagte sie, stand mit hangendem Kopf auf und kletterte durch das Portratloch.

Ron sah Harry mit hervorquellenden Augen an.

»Was ist blo? in die beiden gefahren?«, fragte er.

Doch Harry hatte gerade Parvati und Lavender durch das Portratloch hereinkommen sehen. Die Zeit war reif fur einen Befreiungsschlag.

»Warte hier«, sagte er zu Ron, stand auf und ging geradewegs auf Parvati zu.

»Parvati? Mochtest du nicht mit mir zum Ball kommen?«

Parvati uberkam ein Kicherkrampf. Harry wartete mit in der Tasche gekreuzten Fingern, bis sie sich beruhigt hatte.

»Ja, eigentlich schon«, sagte sie endlich und wurde feuerrot.

»Danke«, sagte Harry erleichtert.»Lavender – mochtest du mit Ron gehen?«

»Sie geht schon mit Seamus«, sagte Parvati und die beiden fingen noch heftiger an zu kichern.

Harry seufzte.

»Wi?t ihr vielleicht ein Madchen, das mit Ron gehen wurde?«, sagte er mit gedampfter Stimme, damit Ron nichts horte.

»Was ist mit Hermine Granger?«, sagte Parvati.

»Sie hat schon jemanden.«

Parvati schien verblufft.

»Oooooh – wen?«, fragte sie spitz.

Harry zuckte die Achseln.»Keine Ahnung. Also, was ist mit Ron?«

»Na ja…«, sagte Parvati langsam,»ich glaube, meine Schwester wurde vielleicht… Padma, wei?t du… in Ravenclaw. Ich frag sie, wenn du mochtest.«

»Ja, das war klasse«, sagte Harry.»Und sag mir Bescheid, ja?«

Er ging mit dem Gefuhl zu Ron zuruck, so viel Muhe ware dieser Ball doch nicht wert. Hoffentlich sa? Padma Patils Nase genau in der Mitte.

Der Weihnachtsball

Zwar hatten die Viertkla?ler eine Unmenge Hausaufgaben mit in die Ferien bekommen, doch wahrend der ersten freien Tage hatte Harry einfach keine Lust zu arbeiten und lie? es sich in den Vorweihnachtstagen, wie alle anderen auch, moglichst gut gehen. Im Gryffindor-Turm sah man kaum weniger Schuler als wahrend der Unterrichtszeit, und es schien sogar ein wenig enger geworden zu sein, denn die Dagebliebenen machten viel mehr Radau als sonst. Fred und George hatten mit ihren Kanarienkremschnitten einen gro?en Erfolg gelandet, und wahrend der ersten Ferientage passierte es andauernd, da? einem der Schuler plotzlich ein Federkleid wuchs. Doch es dauerte nicht lange, bis die Gryffindors alles, was ihnen zu essen angeboten wurde, mit au?erster Vorsicht genossen, denn es konnte ja Kanarienkrem drin sein, und George teilte Harry ganz im Vertrauen mit, da? sie mit einer Neuentwicklung beschaftigt waren. Harry nahm sich fest vor, von Fred und George in Zukunft nicht einmal mehr einen Kartoffelchip anzunehmen. Dudley und sein Wurgzungen-Toffee hatte er namlich noch in guter Erinnerung.

Dichter Schnee fiel auf das Schlo? und die Landereien. Die bla?blaue Beauxbatons-Kutsche sah neben dem glasierten Lebkuchenhauschen, in das sich Hagrids Hutte verwandelt hatte, wie ein gro?er, in Eiswasser getauchter Kurbis aus, und auch die Bullaugen des Durmstrang-Schiffes waren vereist, die Masten und Leinen kristallwei? gepudert. Die Hauselfen unten in der Kuche ubertrafen sich selbst mit einer Folge reichhaltiger, warmender Eintopfe und pikanter Nachspeisen, und nur Fleur Delacour schien immer etwas zu finden, uber das sie sich beschweren konnte.

»Es ist zu schwer, dieses Essen in 'Ogwarts«, horten sie Fleur eines Abends murren, als sie hinter ihr die Gro?e Halle verlie?en. (Ron ging geduckt hinter Harry, damit sie ihn ja nicht sehen konnte.)»Isch werde nischt in mein Abendkleid passen!«

»Ooooh, was fur eine Tragodie«, feixte Hermine, wahrend Fleur nach drau?en ging.»Ganz schon eingebildet, unsere Mademoiselle.«

»Hermine – mit wem gehst du zum Ball?«, fragte Ron.

Fortwahrend plagte er sie mit dieser Frage, in der Hoffnung, sie einmal zu uberrumpeln und eine Antwort aus ihr rauszuschutteln. Hermine hob jedoch nur die Brauen und meinte:»Ich sag es dir nicht, sonst machst du dich nur uber mich lustig.«

»Machst du Witze, Weasley?«, tonte Malfoy hinter ihnen.»Du willst mir doch nicht erzahlen, jemand habe das hier zum Ball eingeladen? Doch nicht das Schlammblut mit den langen Hauern?«

Harry und Ron wirbelten herum, doch Hermine blickte uber Malfoys Schulter, winkte und rief:»Hallo, Professor Moody!«

Malfoy erbleichte, sprang erschrocken einen Schritt zuruck und sah sich hektisch um, doch Moody sa? immer noch am Lehrertisch und verspeiste den Rest seines Eintopfs.

»Was fur ein verschrecktes kleines Frettchen du doch bist, Malfoy«, hohnte Hermine und schritt laut lachend mit Ron und Harry auf die Marmortreppe zu.

»Hermine«, sagte Ron und sah sie plotzlich stirnrunzelnd von der Seite her an,»deine Zahne…«

»Was ist damit?«, fragte sie.

»Na ja, sie sind anders… fallt mir gerade auf…«

»Naturlich – hast du geglaubt, ich behalte diese Bei?er, die mir Malfoy verpa?t hat?«

»Nein, ich meine, sie sehen auch anders aus, als sie waren, bevor er dich mit diesem Fluch belegt hat… sie sind alle… regelma?ig und – nicht mehr zu gro?.«

Hermine lachelte auf einmal hinterlistig, und auch Harry fiel es jetzt auf: Es war ein ganz anderes Lacheln, als er es von ihr kannte.

»Das war so… ich bin nach oben gegangen zu Madam Pomfrey, um die Zahne schrumpfen zu lassen, und sie hat mir einen Spiegel vors Gesicht gehalten und gemeint, ich solle Halt sagen, wenn sie wieder so sind wie fruher. Und ich hab sie einfach… ein wenig weiterzaubern lassen.«Hermines Lacheln war noch eine Spur breiter geworden.»Mum und Dad wird das gar nicht gefallen. Ich hab ewig lang versucht sie zu uberreden, da? ich sie schrumpfen lassen darf, aber sie wollten unbedingt, da? ich meine Klammer weiter trage. Du wei?t doch, sie sind Zahnarzte, sie halten einfach nichts davon, wenn Zahne und Zauberei – ach, sieh mal! Pigwidgeon ist wieder da!«

Rons winziger Steinkauz sa? mit einer Pergamentrolle am Bein auf dem eiszapfenschweren Treppengelander und zwitscherte wie verruckt. Im Vorbeigehen deuteten ein paar Schuler auf ihn und lachten und eine Gruppe Drittkla?lerinnen blieb stehen.»Oh, schaut euch mal diese Winzeule an! Ist sie nicht niedlich?«

»Dummes kleines fedriges Biest!«, zischte Ron, nahm ein paar Stufen auf einmal nach oben, packte Pigwidgeon und schlo? ihn in die Faust.»Das nachste Mal bringst du den Brief gleich zum Empfanger! Ohne zu trodeln und dich wichtig zu machen!«

Pigwidgeon quetschte den Kopf aus Rons Faust hervor und schuhuhte vergnugt. Die Drittkla?lerinnen machten erschrockene Mienen.