Harry Potter und der Feuerkelch, стр. 66

Harry, der das Gefuhl hatte, da? heute wenigstens einmal etwas gut gelaufen war, erhob sich und wollte gerade hinausgehen, als der Mann mit der schwarzen Kamera aufsprang und sich rausperte.

»Fotos, Dumbledore, Fotos!«, rief Bagman aufgeregt.»Alle Richter und Champions. Was halten Sie davon, Rita?«

»Ahm – ja, erst das Gruppenfoto«, sagte Rita Kimmkorn, den Blick erneut auf Harry gerichtet.»Und dann vielleicht ein paar Einzelaufnahmen.«

Die Aufnahmen kosteten viel Zeit. Madame Maxime, wo immer sie auch stand, stellte alle anderen in den Schatten, und der Fotograf bekam sie nicht ganz aufs Bild, weil er beim Zuruckgehen hinten an die Wand stie?; schlie?lich mu?te sie sich setzen, wahrend sich die anderen um sie herum aufstellten; Karkaroff wickelte standig seinen Spitzbart um die Finger, um ihm einen zusatzlichen Kringel zu verpassen; Krum, von dem Harry gedacht hatte, er musse an solche Auftritte gewohnt sein, druckte sich halb verdeckt im Hintergrund herum. Der Fotograf schien vor allem erpicht darauf, Fleur im Vordergrund zu haben, doch Rita Kimmkorn rannte standig herbei und zerrte Harry nach vorn, damit er besser ins Bild kam. Dann bestand sie auf Einzelfotos aller Champions. Und endlich konnten sie gehen.

Harry ging hinunter zum Mittagessen. Hermine war nicht da – er nahm an, da? sie immer noch im Krankenflugel war und sich die Zahne wieder in Ordnung bringen lie?. Er a? fur sich allein am Tischende, dann kehrte er zum Gryffindor-Turm zuruck, in Gedanken bei all den zusatzlichen Arbeiten, die er fur die Aufrufezauber erledigen mu?te. Oben im Schlafsaal stie? er auf Ron.

»Du hast eine Eule«, sagte Ron brusk, sobald Harry hereinkam. Er deutete auf Harrys Kissen. Dort wartete die Schleiereule der Schule auf ihn.

»Oh – gut«, sagte Harry.

»Und wir mussen morgen Abend nachsitzen, in Snapes Kerker«, sagte Ron.

Dann ging er hinaus, ohne Harry auch nur eines weiteren Blickes zu wurdigen. Einen Moment lang wollte Harry ihm nachlaufen – er war sich nicht sicher, ob er mit ihm reden oder ihm eine reinhauen sollte, beides schien seine Reize zuhaben -, doch der Drang, Sirius' Antwort zu lesen, war zu stark. Harry ging hinuber zu der Schleiereule, nahm ihr den Brief vom Bein und rollte ihn auf.

Harry,

ich kann in einem Brief nicht alles sagen, was ich mochte, es ist zu riskant, falls die Eule abgefangen wird – wir mussen unter vier Augen miteinander reden. Kannst du dafur sorgen, da? du am 22. November um ein Uhr morgens allein am Kamin im Gryffindor-Turm bist?

Ich wei? besser als alle anderen, da? du auf dich selbst aufpassen kannst, und solange Dumbledore und Moody in deiner Nahe sind, glaube ich nicht, da? dir einer was antun kann. Doch genau daraufscheint sich jemand mit allen Mitteln vorzubereiten. Dich ins Turnier zu schmuggeln, und dazu noch unter Dumbledores Nase, mu? sehr gefahrlich gewesen sein.

Sei auf der Hut, Harry. Ich mochte weiterhin uber alles Ungewohnliche unterrichtet werden. La? mir wegen des 22. November so rasch wie moglich eine Nachricht zukommen.

Sirius

Der Ungarische Hornschwanz

Die Aussicht, bald mit Sirius sprechen zu konnen, war alles, was Harry wahrend der nachsten zwei Wochen bei Laune hielt, es war der einzige helle Fleck an einem Horizont, der so dunkel war wie noch nie. Den Schock, plotzlich Schul-Champion zu sein, hatte er inzwischen halbwegs verkraftet, doch allmahlich kroch die Angst vor dem Kommenden in ihm hoch. Der Tag der ersten Aufgabe ruckte immer naher; er hatte das Gefuhl, ein widerliches Monster wurde auf ihn zukrauchen und ihm den Weg versperren. Wie ihm jetzt die Nerven flatterten, war uberhaupt nicht mit dem zu vergleichen, was er vor irgendeinem Quidditch-Spiel durchgemacht hatte, nicht einmal vor seinem letzten gegen die Slytherins, bei dem es um den Pokal gegangen war. Harry fiel es schwer, uberhaupt an die Zukunft zu denken, er hatte das Gefuhl, sein ganzes Leben ware geradewegs auf diese erste Aufgabe zugelaufen und wurde mit ihr auch enden…

Wie er sich eingestand, hatte er keine Ahnung, wie Sirius ihn eigentlich aufmuntern sollte, da er doch vor Hunderten von Zuschauern einen unbekannten, schwierigen und gefahrlichen Zauber bewaltigen mu?te, doch der blo?e Anblick eines freundlichen Gesichts war immerhin schon etwas. Harry antwortete Sirius, er wurde zur vorgeschlagenen Zeit am Kamin des Gemeinschaftsraums sein, und er uberlegte mit Hermine lange hin und her, wie sie es anstellen konnten, in dieser Nacht etwaige Trodler zu vertreiben. Wenn alles andere schief gehen sollte, wurden sie es mit einem Sack voll Stinkbomben versuchen, doch sie hofften, das wurde ihnen erspart bleiben – Filch wurde sie bei lebendigem Leibe hauten.

Unterdessen wurde das Leben in den Mauern des Schlosses noch schwerer fur Harry, denn Rita Kimmkorn hatte ihren Bericht uber das Trimagische Turnier veroffentlicht, und wie sich herausstellte, war es weniger ein Bericht uber das Turnier als eine in grellen Farben gemalte Lebensgeschichte Harrys. Ein Foto von Harry nahm einen gro?en Teil der Titelseite ein; der Artikel (fortgesetzt auf den Seiten zwei, sechs und sieben) drehte sich einzig und allein um Harry, die Namen der Champions von Beauxbatons und Durmstrang (alle falsch geschrieben) waren in die letzte Zeile gequetscht worden und Cedric wurde uberhaupt nicht erwahnt.

Der Artikel war vor zehn Tagen erschienen, und noch immer brannte Harry vor Scham der Magen, wenn er daran dachte. Rita Kimmkorn zufolge hatte er dies und das und jenes gesagt, doch er konnte sich nicht erinnern, solche Worte jemals im Leben gebraucht zu haben, und schon gar nicht in diesem Besenschrank.

»Ich glaube, es sind meine Eltern, die mir Kraft geben, ich wei?, sie wurden sehr stolz auf mich sein, wenn sie mich jetzt sehen konnten… ja, nachts weine ich manchmal noch, wenn ich an sie denke, ich schame mich nicht, das zuzugeben… Ich wei?, da? mir im Turnier nichts zusto?en kann, denn sie wachen uber mich…«

Doch Rita Kimmkorn hatte nicht nur seine»Ahms«in lange, Ubelkeit erregende Satze verwandelt: Sie hatte auch andere uber ihn ausgefragt:

Harry hat in Hogwarts endlich die Liebe gefunden. Sein enger Freund, Colin Creevey, berichtet, da? Harry fast standig in Begleitung Hermine Grangers zu sehen ist, eines umwerfend hubschen muggelstammigen Madchens, das wie Harry zu den besten Schulern des Internats gehort.

Kaum war der Artikel erschienen, mu?te es Harry uber sich ergehen lassen, da? seine Mitschuler – vor allem Slytherins – lauthals Satze daraus vorlasen, wenn er an ihnen vorbeiging, und dazu noch ihre hamischen Kommentare abgaben.

»Willst vielleicht 'n Taschentuch, Harry, falls du in Verwandlung zu heulen anfangst?«

»Seit wann bist du einer der Spitzenschuler des Internats, Potter? Oder soll das eine Schule sein, die du zusammen mit Longbottom gegrundet hast?«

»Hallo – Harry!«, rief jemand im Korridor.

»Ja, ist schon gut«, schrie Harry plotzlich zu seiner eigenen Uberraschung und wirbelte herum. Er hatte es jetzt satt.»Ich hab mir gerade die Augen ausgeheult wegen meiner toten Mama und will jetzt gleich noch ein wenig weiterweinen…«

»Nein – ich meinte doch nur – du hast deine Feder verloren.«

Es war Cho. Harry spurte, wie er rot anlief.

»Oh – danke – tut mir Leid«, nuschelte er und hob die Feder auf.

»Hmmh… und viel Gluck am Dienstag«, sagte sie.»Ich druck dir die Daumen, da? es gut geht.«

Und Harry stand ziemlich bedroppelt da.

Auch Hermine war nicht zu kurz gekommen und hatte einiges an Gemeinheiten schlucken mussen, doch noch war es nicht so weit, da? sie vollig unbeteiligte Zuschauer anschrie; Harry bewunderte sie in Wahrheit zutiefst fur ihre Art, mit der schwierigen Situation umzugehen.

»Umwerfend hubsch? Die?«, hatte Pansy Parkinson gekreischt, als sie Hermine nach dem Erscheinen von Rita Kimmkorns Artikel zum ersten Mal begegnet war.»Im Vergleich zu was denn – einem Eichhornchen?«