Harry Potter und der Feuerkelch, стр. 57

Endlich kehrten die goldenen Teller in ihren ursprunglichen makellosen Zustand zuruck; der Larm in der Halle schwoll rasch an und erstarb dann wieder, kaum da? Dumbledore aufgestanden war. Professor Karkaroff und Madame Maxime zu seinen Seiten wirkten nicht weniger gespannt und erwartungsvoll als alle anderen. Ludo Bagman strahlte und zwinkerte dieser und jener Schulerin zu. Mr Crouch jedoch schien recht wenig interessiert, ja fast gelangweilt.

»Nun, der Kelch ist gleich bereit, seine Entscheidung zu fallen«, sagte Dumbledore.»Ich schatze, er braucht noch eine Minute. Wenn die Namen der Champions ausgerufen werden, bitte ich sie, hier aufs Podium zu kommen und am Lehrertisch vorbei in diese Kammer dort zu gehen -«, er deutete auf die Tur hinter dem Lehrertisch,»- wo sie dann ihre ersten Anweisungen erhalten.«

Er zuckte den Zauberstab und schwang ihn ausladend durch die Luft; sofort erloschen alle Kerzen, nur in den geschnitzten Kurbissen flackerten sie noch, so da? nun alles im Halbdunkel lag. Der Feuerkelch leuchtete jetzt heller als alles andere in der Halle, das glei?ende, blauwei? funkelnde Licht der Flammen stach sogar ein wenig in die Augen. Alle starrten auf den Kelch und warteten… hie und da blickte jemand auf die Uhr…

»Gleich geht's los«, flusterte Lee Jordan zwei Platze neben Harry.

Die Flammen im Kelch farbten sich plotzlich wieder rot. Funken spruhten aus der Glut. Im nachsten Augenblick scho? eine Flammenzunge in die Luft, ein verkohltes Stuck Pergament flatterte heraus – und die ganze Halle hielt den Atem an.

Dumbledore fing das Pergament auf und hielt es mit gestrecktem Arm von sich, damit er es im Licht des Feuers lesen konnte, das nun wieder blauwei? war.

»Der Champion fur Durmstrang«, las er mit klarer und kraftiger Stimme,»ist Viktor Krum.«

»Keine Uberraschung!«, rief Ron, wahrend Beifall und Jubel durch die Halle wogten. Harry sah Viktor Krum vom Slytherin-Tisch aufstehen und zu Dumbledore hochschlurfen; er wandte sich nach rechts, ging am Lehrertisch vorbei und verschwand durch die Tur in der Kammer dahinter.

»Bravo, Viktor!«, polterte Karkaroff so laut, da? er den Beifall ubertonte.»Wu?te doch, du hast es in den Knochen!«

Das Plappern und Schnattern erstarb. Nun richteten sich alle Augen wieder auf den Kelch, dessen Flammen sich sogleich wieder rot farbten. Ein zweites Pergament flog, hochgeschleudert von der Hitze, aus der Glut.

»Champion fur Beauxbatons«, sagte Dumbledore,»ist Fleur Delacour!«

»Das ist sie, Ron!«, rief Harry, als das Madchen, das einer Veela so ahnlich sah, sich anmutig erhob, seinen silbrig blonden Haarschopf zuruckwarf und zwischen den Tischen der Ravenclaws und Hufflepuffs hindurchglitt.

»Oh, schau mal, die sind alle enttauscht«, rief Hermine durch den Larm und nickte zu den anderen Beauxbatons hinuber.»Enttauscht«war ein wenig untertrieben, fand Harry. Zwei der Madchen, die es nicht geschafft hatten, zerflossen in Tranen und vergruben schluchzend die Kopfe in den Handen.

Als auch Fleur Delacour in der Kammer verschwunden war, legte sich erneut Stille uber die Halle, doch diesmal war es eine Stille, die so starr vor Anspannung war, da? man sie fast schmecken konnte. Jetzt kam der Name des Hogwarts-Champions…

Und das Feuer des Kelches farbte sich wiederum rot; Funken spruhten aus der Glut; eine Flamme zungelte hoch und aus ihrer Spitze zog Dumbledore das dritte Stuck Pergament.

»Der Hogwarts-Champion«, rief er,»ist Cedric Diggory!«

»Nein!«, sagte Ron laut, doch keiner au?er Harry horte ihn; der Tumult am Nachbartisch war zu gewaltig. Ausnahmslos alle Hufflepuffs waren aufgesprungen, schrien und stampften mit den Fu?en, wahrend Cedric mit breitem Grinsen an ihnen vorbei auf die Kammer hinter dem Lehrertisch zuging. Tatsachlich hielt der Beifall fur Cedric so lange an, da? Dumbledore einige Zeit brauchte, um sich wieder Gehor zu verschaffen.

»Bestens!«, rief Dumbledore glucklich, als der Aufruhr sich endlich legte.

»Schon, wir haben nun drei Champions. Ich bin sicher, ich kann mich darauf verlassen, da? ihr alle, auch die nicht ausgewahlten Schuler aus Beauxbatons und Durmstrang, euren Champion mit au?erster Kraft unterstutzt. Indem ihr euren Champion anfeuert, konnt ihr durchaus dazu beitragen -«

Doch Dumbledore verstummte plotzlich und es entging keinem, was ihn ablenkte.

Das Feuer des Kelches hatte sich abermals rot verfarbt. Eine lange Flamme scho? jah in die Hohe und mit sich trug sie wiederum ein Pergament. Wie in Trance, so schien es, streckte Dumbledore seinen langen Arm aus und griff nach dem Blatt. Er hielt es von sich und las stumm den Namen, der daraufgeschrieben stand. Eine lange Pause trat ein, wahrend deren Dumbledore auf das Blatt in seiner Hand starrte und alle anderen Dumbledore anstarrten. Und dann rausperte sich Dumbledore und las laut -

»Harry Potter.«

Die vier Champions

Harry sa? da und wu?te genau, da? jedes Augenpaar in der Gro?en Halle auf ihn gerichtet war. Er war geschockt. Er war gelahmt. Er mu?te traumen. Er hatte nicht richtig gehort.

Niemand klatschte. Plotzlich kam ein Summen wie von einem Schwarm wutender Bienen in der Halle auf und wurde immer lauter; einige standen auf, um Harry besser sehen zu konnen, wie er da vollkommen starr auf seinem Platz hockte.

Oben am Lehrertisch war Professor McGonagall aufgestanden und an Ludo Bagman und Professor Karkaroff vorbei zu Professor Dumbledore gerauscht, der ihr mit leichtem Stirnrunzeln das Ohr zuneigte.

Harry wandte sich zu Ron und Hermine um; hinter ihnen sa?en die anderen Gryffindors in langer Reihe an der Tafel und starrten ihn mit offenen Mundern an.

»Ich hab meinen Namen nicht eingeworfen«, sagte Harry fassungslos.»Das wi?t ihr doch.«

Die beiden sahen ihn nicht minder fassungslos an.

Am Lehrertisch nickte Professor Dumbledore seiner Kollegin zu und stand dann auf.

»Harry Potter!«, rief er.»Harry! Nach oben, wenn ich bitten darf!«

»Geh schon«, flusterte Hermine und versetzte Harry einen kleinen Schubs.

Harry stand auf, verhedderte sich im Saum seines Umhangs und geriet kurz ins Stolpern. Der Weg zwischen den Tischen der Gryffindors und Hufflepuffs hindurch kam ihm vor wie ein ungeheuer langer Marsch; der Lehrertisch wollte und wollte nicht naher kommen und ihm war, als wurden ihm die vielen hundert Augen wie Suchscheinwerfer Schritt fur Schritt folgen. Das Summen schwoll weiter an. Dann endlich, es mu?te eine Stunde vergangen sein, stand er vor Dumbledore und jetzt spurte er die Blicke samtlicher Lehrer auf sich gerichtet.

»Nun… durch die Tur, Harry«, sagte Dumbledore. Er lachelte nicht.

Harry ging am Lehrertisch entlang. Ganz am Ende sa? Hagrid. Er zwinkerte Harry nicht zu, winkte auch nicht und hob auch nicht wie sonst immer die Hand zum Gru?. Er sah vollkommen verdattert aus und starrte, wie all die anderen auch, den vorbeigehenden Harry an. Harry ging durch die Tur und befand sich nun in einem kleineren Raum, an dessen Wanden Gemalde von Hexen und Zauberern hingen. Ein stattliches Feuer prasselte hinten im Kamin.

Kaum war er eingetreten, wandten sich ihm die Gesichter auf den Gemalden zu. Eine verhutzelte Hexe huschte aus ihrem Bilderrahmen, tauchte im nachsten, bei einem Zauberer mit Walro?schnurrbart, wieder auf und begann ihm ins Ohr zu flustern.

Viktor Kram, Cedric Diggory und Fleur Delacour sa?en am Kamin. Vor dem flackernden Feuer wirkten ihre Profile ungewohnlich beeindruckend. Kram, ein wenig abseits von den anderen, lehnte in sich versunken an der Kamineinfassung. Cedric hatte die Hande auf dem Rucken verschrankt und stierte ins Feuer. Fleur Delacour wandte sich um, als Harry eintrat, und warf mit einer raschen Kopfbewegung ihr langes uppiges Silberhaar in den Nacken.

»Was ist los?«, sagte sie.»Sollen wir zuruck in die 'alle?«