Harry Potter und der Feuerkelch, стр. 41

Harry, Ron und Neville kletterten die letzte Treppe hoch, die sich spiralformig nach oben wand, und gelangten schlie?lich in ihren eigenen Schlafsaal in der Turmspitze. Funf Himmelbetten mit scharlachroten Vorhangen standen an den Wanden und davor lagen bereits ihre Schulkoffer. Dean und Seamus machten sich schon zum Schlafen fertig; Seamus hatte seine Irland-Rosette an das Kopfbrett des Bettes gepinnt und Dean hatte mit Rei?zwecken ein Poster von Viktor Krum uber seinem Nachttisch befestigt. Sein altes Poster der Mannschaft von West Ham hing gleich daneben.

»Verruckt«, seufzte Ron und schuttelte den Kopf angesichts der vollig unbeweglichen Fu?ballspieler.

Harry, Ron und Neville schlupften in ihre Pyjamas und legten sich hin. Irgend jemand – zweifellos ein Hauself – hatte Warmflaschen unter ihre Decken gesteckt, und so konnten sie hochst behaglich dem Wuten des Sturmes um das Schlo? lauschen.

»Konnte schon sein, da? ich mitmache, wei?t du«, sagte Ron schlaftrunken in die Dunkelheit,»wenn Fred und George herausfinden, wie… das Turnier… man wei? nie, oder?«

»Hast wohl Recht…«, murmelte Harry und rollte sich auf die Seite. Vor seinem geistigen Auge spielte sich Wunderbares ab… er hatte den unparteiischen Richter glauben gemacht, er sei siebzehn… er war Champion von Hogwarts geworden… er stand drau?en auf dem Gelande, die Arme in Siegerpose erhoben, und alle, alle aus seiner Schule klatschten und kreischten… er hatte gerade das Trimagische Turnier gewonnen… und aus der verschwommenen Menge hob sich deutlich Chos Gesicht hervor, das ihn bewundernd anstrahlte…

Harry grinste in sein Kissen hinein, fur diesmal au?erst froh, da? Ron nicht sehen konnte, was er sah.

Mad-Eye Moody

Am nachsten Morgen hatte sich der Sturm gelegt, doch die Decke der Gro?en Halle war immer noch dunkel verhangen und schwere, zinngraue Wolken wirbelten uber den Himmel. Harry, Ron und Hermine sa?en beim Fruhstuck und begutachteten ihre neuen Stundenplane. Ein paar Platze weiter fachsimpelten Fred, George und Lee Jordan eifrig uber magische Alterungsmittel und diskutierten ihre Chancen, sich trotz allem ins Trimagische Turnier zu schmuggeln.

»Gar nicht ubel, heute… wir sind den ganzen Vormittag drau?en«, sagte Ron und fuhr mit dem Finger uber die Spalte seines Stundenplans,»Krauterkunde mit den Hufflepuffs und Pflege magischer Geschopfe… verflucht, immer noch mit diesen Slytherins…«

»Heute Nachmittag dann 'ne ganze Doppelstunde Wahrsagen«, achzte Harry und lie? den Kopf hangen. Einmal abgesehen vom Zaubertrankunterricht mochte er Wahrsagen am wenigsten. Professor Trelawney sagte andauernd seinen Tod voraus, was Harry au?erst lastig fand.

»Du hattest den Krempel hinschmei?en sollen, genau wie ich«, sagte Hermine frisch und munter und butterte sich ein Stuck Toast.»Dann konntest du was Vernunftiges lernen wie zum Beispiel Arithmantik.«

»Du i?t ja wieder«, sagte Ron und sah zu, wie Hermine ihren Buttertoast gro?zugig mit Marmelade belud.

»Ich bin zu dem Schlu? gekommen, da? es bessere Wege gibt, fur die Elfenrechte einzutreten«, sagte Hermine und reckte das Kinn.

»Sicher… und au?erdem hattest du Hunger«, erwiderte Ron grinsend.

Uber ihren Kopfen horten sie plotzlich lautes Geraschel; an die hundert Eulen kamen mit der morgendlichen Post in den Krallen durch die offenen Fenster geflogen. Harry sah instinktiv auf, doch in dem dichten braunen und grauen Eulengeflatter konnte er keine wei?e Feder erkennen. Die Eulen zogen Kreise uber den Tischen, auf der Suche nach den Schulern, fur die ihre Briefe und Packchen bestimmt waren. Ein gro?er Waldkauz sturzte hinunter zu Neville Longbottom und warf ihm ein Paket in den Scho? – Neville verga? beim Packen fast immer irgendwas. Druben auf der anderen Seite der Halle lie? sich Draco Malfoys Uhu auf seiner Schulter nieder, offenbar mit dem ublichen Nachschub an Su?igkeiten und Kuchen von zu Hause. Harry versuchte nicht auf das flaue Gefuhl in seinem Magen zu achten und wandte sich wieder seinem Haferbrei zu. War Hedwig womoglich etwas passiert und hatte Sirius seinen Brief gar nicht erhalten?

Wahrend sie auf dem sumpfigen Weg zwischen den Gemusebeeten hinuber zum Gewachshaus drei gingen, lie?en Harry die Sorgen nicht los. Doch dann lenkte ihn Professor Sprout ab, die der Klasse die ha?lichsten Pflanzen zeigte, die Harry je gesehen hatte. Tatsachlich ahnelten sie weniger Pflanzen als dicken schwarzen Riesenschnecken, die, sich leicht krummend und windend, senkrecht aus dem Boden ragten. An den Stengeln hatten sie einige gro?e, glanzende Geschwulste, die offenbar mit Flussigkeit gefullt waren.

»Bubotubler«, erklarte ihnen Professor Sprout putzmunter.»Die mussen ausgequetscht werden. Dann sammelt ihr den Eiter -«

»Den was?«, sagte Seamus Finnigan angewidert.»Den Eiter, Finnigan, den Eiter«, sagte Professor Sprout,»und er ist au?erst wertvoll, also verschuttet ihn nicht. Ihr sammelt also den Eiter, und zwar in diesen Flaschen. Zieht eure Drachenhauthandschuhe uber, dieser Bubotubler-Eiter kann, wenn er unverdunnt ist, die lustigsten Dinge mit der Haut anstellen.«

Die Bubotubler auszupressen war eine eklige und doch eigenartig befriedigende Arbeit. Aus jeder Geschwulst, die sie ausdruckten, quoll eine gro?e Menge gelblich gruner Flussigkeit, die stark nach Benzin roch. Sie fingen sie in Flaschen auf, wie Professor Sprout gesagt hatte, und am Ende der Stunde hatten sie einige Liter beisammen.

»Madam Pomfrey wird ganz entzuckt sein«, sagte Professor Sprout und stopselte die letzte Flasche mit einem Korken zu.»Ein hervorragendes Mittel gegen die hartnackigeren Formen der Akne, dieser Bubotubler-Eiter. Sollte einige von euch, die ihre Pickel loswerden wollen, von Verzweiflungstaten abhalten.«

»Wie die arme Eloise Midgen«, sagte Hannah Abbott, eine Hufflepuff, mit schuchterner Stimme.»Sie hat versucht ihre Pickel wegzufluchen.«

»Dummes Madchen«, sagte Professor Sprout kopfschuttelnd.»Aber Madam Pomfrey hat ihr die Nase dann wieder ordentlich anwachsen lassen.«

Vom Schlo? jenseits der regennassen Wiesen wehte eindringliches Glockengelaut heruber und verkundete das Ende der Stunde. Die Schuler trennten sich; die Hufflepuffs stiegen die Steintreppe zum Verwandlungsunterricht hoch, die Gryffindors gingen in die andere Richtung, den sanft abfallenden Rasen hinunter zu Hagrids kleiner Holzhutte am Rand des Verbotenen Waldes.

Hagrid erwartete sie bereits an der Tur, die eine Hand am Halsband seines riesigen schwarzen Sauruden Fang. Um ihn herum lagen mehrere offene Holzkisten, und der winselnde Fang, offenbar ganz scharf darauf, ihren Inhalt genauer in Augenschein zu nehmen, zog und zerrte an seinem Halsband. Als sie naher kamen, drang ein merkwurdiges Rasseln an ihre Ohren, offenbar durchsetzt mit kleineren Explosionen.

»Moin!«, sagte Hagrid und grinste Harry, Ron und Hermine an.»Wir warten besser auf die Slytherins, die wollen das sicher nicht verpassen, die Knallrumpfigen Kroter!«

»Wie bitte?«, sagte Ron.

Hagrid deutete auf die Kisten.

»Uuarrh!«wurgte Lavender Brown hervor und sprang einen Schritt zuruck.

»Uuarrh«war aus Harrys Sicht eine ziemlich treffende Beschreibung der Knallrumpfigen Kroter. Sie sahen aus wie mi?gestaltete, schalenlose Hummer, scheu?lich fahl und schleimig, mit Beinen, die an allen moglichen und unmoglichen Stellen aus dem Korper ragten, wahrend Kopfe nicht zu erkennen waren. In jeder Kiste lagen etwa hundert dieser Geschopfe, jedes um die funfzehn Zentimeter lang, sie krabbelten blind durcheinander und stie?en gegen die Kistenwande. Ein sehr starker Gestank nach verfaultem Fisch ging von ihnen aus. Hin und wieder stoben Funken aus dem Rumpf eines der Kroter und schleuderten ihn mit einem leisen ffhhht ein paar Zentimeter weiter.

»Frisch ausgebrutet«, sagte Hagrid stolz,»jetzt konnt ihr sie selbst gro?ziehn! Dachte, wir machen so was wie 'n Projekt draus!«