Harry Potter und der Feuerkelch, стр. 114

Sie gingen die steinernen Stufen zur Eingangshalle hoch, wo ihnen schon die kostlichen Dufte aus der Gro?en Halle entgegenwehten.

»Armer alter Schnuffel«, sagte Ron genu?lich einatmend.»Er mu? dich wirklich mogen, Harry… stell dir vor, du mu?test von Ratten leben.«

Mr . Crouchs Wahn

Harry, Ron und Hermine stiegen nach dem Fruhstuck am Sonntagmorgen hoch in die Eulerei. Wie von Sirius vorgeschlagen, hatten sie einen Brief an Percy dabei, in dem sie ihn fragten, ob er in letzter Zeit Mr Crouch gesehen habe. Weil Hedwig schon lange keinen Auftrag mehr bekommen hatte, gaben sie ihr den Brief mit. Vom Eulereifenster aus beobachteten sie, wie Hedwig davonflog, dann gingen sie hinunter in die Kuche, um Dobby die neuen Socken zu schenken.

Die Hauselfen begru?ten sie mit freudigem Hallo, sie verbeugten sich, machten Knickse und wuselten dann gleich wieder davon, um Tee zu kochen. Dobby war hin und weg von seinem Geschenk.

»Harry Potter ist viel zu gut zu Dobby!«, quiekte er und wischte sich gro?e Tranen aus seinen gewaltigen Augen.

»Du hast mir mit diesem Dianthuskraut das Leben gerettet, Dobby, und das meine ich ernst«, sagte Harry.

»Habt ihr vielleicht noch ein Eclair ubrig?«, sagte Ron zu den strahlenden und sich verbeugenden Hauselfen.

»Du hast doch eben erst gefruhstuckt!«, entrustete sich Hermine, doch schon schwebte, getragen von vier Elfen, eine gro?e silberne Platte mit Eclairs auf sie zu.

»Wir brauchen auch noch was zu futtern fur Schnuffel«, murmelte Harry.

»Gute Idee«, sagte Ron.»Dann hat Pig wenigstens was zu tun. Habt ihr vielleicht noch was zum Mitnehmen fur uns?«,sagte er zu den umstehenden Hauselfen, und wieder verneigten sie sich belustigt und eilten davon.

»Dobby, wo steckt Winky?«, sagte Hermine und sah sich in der Kuche um.

»Winky ist dort druben beim Herd, Miss«, sagte Dobby leise und lie? ein wenig die Ohren hangen.

»Meine Gute«, sagte Hermine, als sie Winky erkannte.

Auch Harry sah hinuber zum Herd. Winky sa? auf demselben Stuhl wie letztes Mal, doch sie war so heruntergekommen und schmutzig, da? sie vor den rauchgeschwarzten Ziegelsteinen nicht auf den ersten Blick zu erkennen war. Ihre Kleider waren zerlumpt und voll gekleckert. Sie umklammerte eine Flasche Butterbier und stierte, ein wenig auf ihrem Stuhl schwankend, unverwandt ins Feuer. Und in diesem Moment packte sie ein offenbar heftiger Schluckauf.

»Winky ist inzwischen bei sechs Flaschen am Tag«, wisperte Dobby Harry zu.

»Na ja, das Zeug ist nicht besonders stark«, sagte Harry.

Aber Dobby schuttelte den Kopf.»Fur einen Hauselfen ist es stark, Sir.«

Winky hickste erneut. Die Elfen, die die Eclairs gebracht hatten und jetzt wieder an die Arbeit zuruckkehrten, versetzten ihr mi?billigende Blicke.

»Winky hat Sehnsucht, Harry Potter«, flusterte Dobby traurig.»Winky will nach Hause. Winky glaubt immer noch, da? Mr Crouch ihr Meister ist, Sir, und Dobby kann sagen, was er will, sie wird nie Professor Dumbledore als ihren neuen Meister annehmen.«

»Hey, Winky«, sagte Harry, dem plotzlich eine Idee gekommen war. Er ging hinuber und beugte sich zu ihr hinunter.»Du wei?t nicht zufallig, wie es Mr Crouch geht? Er la?t sich namlich als Richter beim Trimagischen Turnier nicht blicken.«

Winkys Augen flackerten. Ihre riesigen Pupillen stellten sich auf Harry scharf. Sie schwankte noch ein wenig, dann lallte sie:»M-meister kommt – hicks – nicht mehr?«

»Nein«, sagte Harry,»wir haben ihn seit der ersten Runde nicht mehr gesehen. Der Tagesprophet schreibt, er sei krank.«

Winky schwankte ein wenig heftiger und sah Harry mit truben Augen an.»Meister – hicks – krank?«

Ihre Unterlippe begann zu zittern.

»Aber wir sind nicht sicher, ob das stimmt«, sagte Hermine rasch.

»Meister braucht seine – hicks – Winky!«, wimmerte die Elfe.»Meister kann nicht – hicks – alles – hicks – allein schaffen…«

»Andere Leute schaffen es sehr wohl, ihre Hausarbeit selbst zu erledigen, Winky«, belehrte sie Hermine.

»Winky – hicks – ist nicht die Einzige – hicks – die im Haus von Mr Crouch arbeitet!«, piepste Winky entrustet, begann nun gefahrlich zu schwanken und verschuttete Butterbier uber ihre ohnehin schon sehr fleckige Bluse.»Meister – hicks – vertraut Winky – hicks – das Wichtigste – hicks – das Geheimste an -«

»Was denn?«, sagte Harry.

Doch Winky schuttelte ganz energisch den Kopf und bespritzte sich erneut mit Butterbier.

»Winky bewahrt – hicks – die Geheimnisse ihres Meisters«, sagte sie trotzig und sah jetzt unter halsbrecherischem Schwanken und mit finster gekreuztem Blick zu Harry hoch.»Du – hicks – du willst spionieren, du.«

»So darf Winky nicht zu Harry Potter sprechen!«, sagte Dobby erzurnt.»Harry Potter ist edel und tapfer und Harry Potter spioniert nicht!«

»Er will – hicks – das ganz geheime Geheimnis – hicks -meines Meisters – hicks – ausspionieren – hicks – Winky ist eine gute Hauselfe – hicks – Winky ist stumm wie ein Fisch -hicks – wenn jemand kommt und – hicks – stobert und schnuffelt – hicks -«Winkys Augenlider klappten plotzlich zu, sie glitt von ihrem Stuhl herunter, blieb vor dem Herd liegen und begann laut zu schnarchen. Die leere Flasche Butterbier rollte uber den steingefliesten Boden davon.

Ein halbes Dutzend Hauselfen kam mit angewiderten Blicken herbeigeeilt. Einer hob die Flasche auf, die anderen deckten Winky mit einem gro?en karierten Tischtuch zu und stopften es fest unter ihren Korper, so da? sie nicht mehr zu sehen war.

»Verzeihung bitte, da? Sie so etwas mit ansehen mu?ten, Sirs und Miss!«, quiekte einer der Elfen und schuttelte mit tief beschamter Miene den Kopf.»Wir hoffen, da? Sie uns nicht nach Winky beurteilen, Sirs und Miss!«

»Sie ist unglucklich!«, sagte Hermine aufgebracht.»Warum deckt ihr sie einfach zu und versucht nicht mal, sie aufzumuntern?«

»Ich bitte um Verzeihung, Miss«, piepste der Hauself mit einer tiefen Verbeugung,»aber Hauselfen haben kein Recht, unglucklich zu sein, wenn Arbeit zu tun ist und ihre Meister bedient werden mussen.«

»Oh, um Himmels willen!«, sagte Hermine wutend.»Hort mir mal gut zu, ihr alle! Ihr habt genauso gut das Recht wie Zauberer, unglucklich zu sein! Ihr habt ein Recht auf Bezahlung und Urlaub und richtige Kleidung, ihr mu?t nicht alles tun, was man euch sagt – schaut euch Dobby an!«

»Miss, bitte halten Sie Dobby da raus«, murmelte Dobby mit angstlicher Miene. Das frohliche Lacheln war von den Gesichtern der Hauselfen ringsum verschwunden. Plotzlich sahen sie Hermine an, als ware sie verruckt und gefahrlich.

»Hier ist noch viel mehr zu essen!«, quiekte eine Elfe an Harrys Ellbogen und stemmte ihm ein Dutzend Kuchenstucke, ein paar Apfel und Birnen und; einen gro?en Schinken in die Arme.»Auf Wiedersehen!«

Die Hauselfen scharten sich jetzt dicht um Harry, Ron und Hermine, druckten ihnen viele kleine Hande ins Kreuz und begannen sie aus der Kuche zu schubsen.

»Danke fur die Socken, Harry Potter!«, rief Dobby niedergeschlagen vom Herd heruber, wo er neben der in das zerschlissene Tischtuch gewickelten Winky stand.

»Hattest du nicht wenigstens einmal den Mund halten konnen, Hermine?«, sagte Ron zornig, als die Kuchentur hinter ihnen zugeschlagen war.»Die wollen uns sicher nie wieder hier unten sehen! Wir hatten vielleicht noch mehr uber Crouch aus Winky rauskitzeln konnen!«

»Oh, als ob dich das kummern wurde!«, feixte Hermine.»Du kommst doch nur wegen des Essens hier runter!«

Den Rest des Tages herrschte eine! eigentumlich gereizte Stimmung. Harry war es so leid, da? sich Ron und Hermine bei den Hausaufgaben im Gemeinschaftsraum standig angifteten, da? er an diesem Abend allein mit Sirius' E?paket in die Eulerei hochstieg.

Pigwidgeon war viel zu klein, um einen ganzen Schinken allein den Berg hochfliegen zu konnen, deshalb verpflichtete Harry zusatzlich noch zwei Habichtskauze der Schule. Als das sehr merkwurdige Trio mit dem gro?en Paket unter sich in die Dammerung hineingeflogen war, lehnte sich Harry aus dem Fenster und lie? den Blick uber das Land schweifen, uber die dunklen, rauschenden Baumspitzen des Verbotenen Waldes und die sich im Wind krauselnden Segel des Schiffs von Durmstrang. Ein Uhu flog durch den Rauchfaden, der sich aus Hagrids Kamin emporkringelte; er segelte auf das Schlo? zu, um die Eulerei herum und verschwand. Harry schaute hinunter und sah Hagrid vor seiner Hutte mit kraftigen Schlagen der Hacke ein Stuck Erde umgraben; offenbar wollte er ein neues Gemusebeet anlegen. Jetzt konnte er beobachten, wie Madame Maxime aus ihrer Kutsche stieg und zu Hagrid hinuberging. Es sah so aus, als wollte sie ihn in ein Gesprach verwickeln. Hagrid stutzte sich auf seine Hacke, schien jedoch nicht erpicht, sich langer mit ihr zu unterhalten, denn Madame Maxime kehrte nach kurzer Zeit zu ihrer Kutsche zuruck.