Harry Potter und der Gefangene von Askaban, стр. 33

»Danke«, sagte Harry und hob eine Tute winziger schwarzer Pfefferkobolde hoch.»Wie ist es in Hogsmeade? Wo seid ihr gewesen?«

So, wie es sich anhorte: uberall. Bei Derwisch und Banges, dem Laden fur Zauberei-Ausstattung, in Zonkos Scherzartikelladen, in den Drei Besen, um dampfende Becher hei?es Butterbier zu trinken, und das war noch langst nicht alles.

»Das Postamt, Harry! Gut zweihundert Eulen, alle auf Stangen, alle in verschiedenen Farben, je nachdem, wie schnell der Brief ankommen soll!«

»Im Honigtopf gibt es einen neuen Sirup, sie haben Kostproben verteilt, hier ist ein wenig, sieh mal -«

»Wir glauben, wir haben einen Oger gesehen, in den Drei Besen treibt sich wirklich einiges herum -«

»Am liebsten hatten wir dir ein wenig Butterbier mitgebracht, das warmt richtig durch -«

»Und was hast du getrieben?«, fragte Hermine mit besorgter Miene.»Hast du ein wenig gearbeitet?«

»Nein«, sagte Harry.»Lupin hat mir in seinem Buro eine Tasse Tee gemacht. Und dann ist Snape reingekommen…«

Er erzahlte ihnen alles von Snapes Gebrau. Ron sackte der Unterkiefer herab.

»Lupin hat es getrunken?«, hauchte er.»Ist er verruckt?«

Hermine sah auf die Uhr.

»Wir sollten jetzt nach unten gehen, das Fest beginnt namlich in funf Minuten…«Sie kletterten eilends durch das Portratloch und schlossen sich der Menge an. Unterwegs sprachen sie weiter uber Snape.

»Aber wenn er – wi?t ihr -«, Hermine senkte die Stimme und sah sich nervos um,»wenn er wirklich versucht hat, Lupin – Lupin zu vergiften – dann hatte er es nicht vor Harry getan.«

»Ja, vielleicht«, sagte Harry, als sie in die Eingangshalle kamen und auf die Gro?e Halle zugingen. Sie war mit Aberhunderten von kerzengefullten Kurbissen geschmuckt mit einer Wolke flatternder Fledermause und flammend orangeroten Spruchbandern, die sanft uber den sturmischen Himmel schwebten wie leuchtende Wasserschlangen.

Das Essen war kostlich; selbst Ron und Hermine, die noch zum Bersten voll gestopft waren mit den Su?igkeiten aus dem Honigtopf, schafften es, sich von allem noch ein zweites Mal aufzutun. Harry warf standig Blicke hinuber zum Lehrertisch. Professor Lupin sah frohlich aus und so munter wie gewohnlich, wahrend er angeregt mit Professor Flitwick plauderte, dem kleinen Lehrer fur Zauberkunst. Harry lie? die Augen am Tisch entlangwandern zu dem Platz, an dem Snape sa?. War es Einbildung oder flackerten Snapes Augen ungewohnlich oft zu Lupin hinuber?

Das Festessen endete mit einer kleinen Schau der Hogwarts-Geister. Sie ploppten aus den Wanden und Tischen und schwebten eine Welle im Formationsflug durch die Halle; dann hatte der Fast Kopflose Nick, der Geist von Gryffindor, einen gro?en Erfolg mit der Neuauffuhrung seiner eigenen verpatzten Enthauptung.

Der Abend war so erfreulich gewesen, da? nicht einmal Malfoy Harry die gute Laune verderben konnte, als er beim Hinausgehen uber die Kopfe der Menge hinweg rief:»Liebe Gru?e von den Dementoren, Potter!«

Harry, Ron und Hermine folgten den anderen Gryffindors auf dem vertrauten Weg hoch in ihren Turm, doch als sie den Gang erreichten, an dessen Ende das Portrat der fetten Dame hing, gerieten sie in einen Stau.

»Warum gehen sie denn nicht rein?«, fragte Ron verwundert.

Harry spahte uber die Kopfe hinweg. Das Gemalde schien vor dem Loch zu hangen.

»La?t mich bitte durch«, ertonte Percys Stimme und mit gewichtiger Miene wuselte er durch die Menge.»Warum steht ihr hier rum? ihr konnt doch nicht alle das Pa?wort vergessen haben – entschuldigt mal bitte, ich hin der Schulsprecher -«

Und dann verstummte die Schar, die vorne Stehenden zuerst, und ein Schaudern breitete sich den Gang entlang aus. Sie horten Percy mit einem Mal in scharfem Ton sagen:»Jemand mu? Professor Dumbledore holen, schnell.«

Kopfe wandten sich um; wer ganz hinten stand, stellte sich auf die Zehenspitzen.

»Was ist denn los?«, fragte Ginny, die soeben dazustie?.

Kurz darauf erschien Professor Dumbledore und eilte zum Portrat; die Gryffindors drangten sich zusammen, um ihn durchzulassen, und Harry, Ron und Hermine schoben sich weiter vor, um zu sehen, was los war.

»Oh, mein…«Hermine packte Harrys Arm.

Die fette Dame war aus ihrem Gemalde verschwunden und das Bild mit solcher Wut zerschlitzt worden, da? Leinwandfetzen auf dem Boden herumlagen; ganze Stucke waren weggerissen.

Dumbledore warf einen raschen Blick auf das ruinierte Gemalde und wandte sich dann mit verdusterten Augen um; jetzt kamen die Professoren McGonagall, Lupin und Snape auf ihn zugerannt.

»Wir mussen sie suchen«, sagte Dumbledore.»Professor McGonagall, bitte gehen Sie sofort zu Mr Filch und sagen ihm, er soll jedes Gemalde im Schlo? nach der fetten Dame absuchen.«

»Da werdet ihr kein Gluck haben!«, sagte eine glucksende Stimme.

Es war Peeves, der Poltergeist, der uber ihre Kopfe hinweghopste und, wie immer angesichts von Zerstorung oder Unruhe, ganz ausgelassen schien.

»Was meinst du damit, Peeves?«, sagte Dumbledore ruhig, und Peeves' Grinsen fror ein. Bei Dumbledore wagte er keine Matzchen. Statt dessen legte er sich einen schleimigen Tonfall zu, der nicht besser war als sein Glucksen.

»Sie geniert sich, Herr Oberschulleiter. Will nicht gesehen werden. Sieht furchterlich aus. Hab sie durch das Landschaftsgemalde oben im vierten Stock rennen sehen, Sir, sie hat sich hinter den Baumen versteckt. Hat etwas Schreckliches gerufen«, sagte er glucklich.»Armes Ding«, fugte er nicht ganz uberzeugend hinzu.

»Hat sie gesagt, wer es war?«, fragte Dumbledore leise.

»O ja, Herr Professor Doktor Dumbledore«, sagte Peeves mit der Miene dessen, der eine gro?e Bombe unter dem Arm tragt.»Er wurde sehr zornig, als sie ihn nicht einlassen wollte, verstehen Sie.«Peeves knickte in der Mitte durch und grinste Dumbledore durch seine Beine hindurch an.»Ubles Temperament hat er, dieser Sirius Black.«

Eine bittere Niederlage

Professor Dumbledore schickte alle Gryffindors zuruck in die Gro?e Halle, und zehn Minuten spater stie?en auch die verwirrten Haufen aus Hufflepuff, Ravenclaw und Slytherin hinzu.

»Ich werde zusammen mit den anderen Lehrern das Schlo? grundlich durchsuchen«, erklarte ihnen Professor Dumbledore, wahrend die Professoren McGonagall und Flitwick alle Turen zur Halle schlossen.»Ich furchte, zu eurer eigenen Sicherheit mu?t ihr die heutige Nacht hier verbringen. Ich bitte die Vertrauensschuler, an den Eingangen zur Halle Wache zu stehen, und ubergebe den Schulsprechern die Verantwortung. Jeder Zwischenfall ist mir sofort mitzuteilen«, fugte er an den ungeheuer stolz und gewichtig dreinschauenden Percy gewandt hinzu.»Schicken Sie einen der Geister zu mir.«

Auf dem Weg zum Ausgang blieb Professor Dumbledore noch einmal stehen.

»Ach ja, Sie brauchen…«

Mit einem lassigen Schlenker seines Zauberstabs flogen die langen Tische in die Ecken der Halle und stellten sich aufrecht gegen die Wande; ein weiterer Schlenker und der Fu?boden war bedeckt mit Hunderten von knuddligen, purpurroten Schlafsacken.

»Schlaft gut!«, sagte Professor Dumbledore und schlo? die Tur hinter sich.

In der Halle hob sogleich ein aufgeregtes Gesumme an; die Gryffindors erzahlten den andern, was gerade passiert war.

»Alle in die Schlafsacke!«, rief Percy.»Los, macht schon, kein Getuschel mehr! In zehn Minuten geht das Licht aus!«

»Kommt«, sagte Ron zu Harry und Hermine; sie nahmen sich drei Schlafsacke und zogen sie hinuber in eine Ecke.

»Glaubt ihr, Black ist immer noch im Schlo??«, flusterte Hermine beklommen.

»Dumbledore jedenfalls glaubt es«, sagte Ron.

»Ein Gluck, da? er sich den heutigen Abend ausgesucht hat«, sagte Hermine. Mit allem, was sie anhatten, stiegen sie in die Schlafsacke und wandten sich auf die Ellbogen gestutzt einander zu.»Ausgerechnet heute Abend waren wir nicht im Turm…«