Harry Potter und die Kammer des Schreckens, стр. 12

»Harry! Harry! Hier bin ich!«

Harry hob den Kopf und sah Hermine Granger oben auf der wei?en Treppe von Gringotts stehen. Sie rannte ihnen entgegen, ihr buschiges braunes Haar flog im Wind.

»Was ist mit deiner Brille passiert? Hallo, Hagrid – ach, es ist toll, euch beide wieder zu sehen – kommst du mit zu Gringotts, Harry?«

»Sobald ich die Weasleys gefunden habe«, sagte Harry.

»Das wird nicht lange dauern«, meinte Hagrid grinsend.

Harry und Hermine drehten sich um; durch die belebte Stra?e rannten Fred, George, Percy, Ron und Mr Weasley auf sie zu.

»Harry«, keuchte Mr Weasley,»wir haben gehofft, da? du nur einen Kamin zu weit geflogen bist…«Er rieb seine kahle glanzende Stelle am Kopf,»Molly ist ganz au?er sich – sie kommt gleich -«

»Wo bist du rausgekommen?«, fragte Ron.

»Nokturngasse«, brummte Hagrid.

»Phantastisch!«, sagten Fred und George wie aus einem Mund.

»Da durfen wir nie hin«, sagte Ron neidisch.

»Das mochte ich verdammt noch mal auch meinen«, knurrte Hagrid.

Nun kam Mrs Weasley angehupft, an der einen Hand die wild umherschlackernde Handtasche, an der anderen Ginny.

»O Harry – o mein Lieber – du hattest werwei?wo gelandet sein konnen -«Nach Atem ringend zog sie eine gro?e Kleiderburste aus der Handtasche und begann den Ru? abzubursten, den Hagrid ubrig gelassen hatte. Mr Weasley nahm Harrys Brille, tippte sie leicht mit seinem Zauberstab an und reichte sie ihm so gut wie neu zuruck.

»Schon, aber ich mu? jetzt gehen«, sagte Hagrid und winkte mit der Hand, die Mrs Weasley umklammert hielt (»Nokturngasse! Wenn Sie ihn nicht gefunden hatten, Hagrid!«).»Bis dann in Hogwarts!«Und er schritt von dannen, Kopf und Schultern ragten uber alle andern in der dicht bevolkerten Stra?e heraus.

»Ratet mal, wen ich bei Borgin und Burkes gesehen hab«, fragte Harry Ron und Hermine, wahrend sie die Treppen zu Gringotts emporstiegen.»Malfoy und seinen Vater.«

»Hat Lucius Malfoy etwas gekauft?«, kam es sofort von Mr Weasley hinter ihnen.

»Nein, er hat verkauft -«

»Also macht er sich Sorgen«, sagte Mr Weasley mit grimmiger Befriedigung.»Aah, wie gern wurde ich Lucius Malfoy wegen irgendwas drankriegen…«

»Sei blo? vorsichtig, Arthur«, sagte Mrs Weasley mit schneidender Stimme, wahrend die Empfangskobolde sie mit einer Verbeugung hineinwiesen,»diese Familie bedeutet Arger, bei? nicht mehr ab, als du kauen kannst -«

»Du glaubst wohl, ich konnte es mit Lucius Malfoy nicht aufnehmen?«, sagte Mr Weasley entrustet, doch gleich darauf lenkte ihn der Anblick von Hermines Eltern ab, die vor dem Schalter standen, der die gro?e marmorne Halle durchma?, und darauf warteten, da? Hermine sie vorstellte.

»Aber Sie sind ja Muggel!«, sagte Mr Weasley entzuckt.»Wir mussen unbedingt etwas trinken gehen! Und was haben Sie da? Oh, Sie tauschen Muggelgeld? Molly, sieh mal!«Erregt deutete er auf die Zehnpfundscheine in Mr Grangers Hand.

»Wir treffen uns hier wieder«, sagte Ron zu Hermine, als ein Gringott-Kobold hinzutrat, um die Weasleys und Harry zu ihren unterirdischen Verliesen zu fuhren.

Dort hinunter fuhren sie auf kleinen, von Kobolden gefahrenen Karren, die auf schmalen Schienenstrangen durch die unterirdischen Gange der Bank sausten. Harry geno? die halsbrecherische Spritztour zum Verlies der Weasleys, doch als das Schlo? geoffnet wurde, wurde ihm plotzlich ganz komisch, noch beklommener als in der Nokturngasse. Ein winziger Haufen silberner Sickel lag im Innern und nur eine einzige goldene Galleone. Mrs Weasley tastete alle Ecken ab, bevor sie das ganze Geld in ihre Tasche schob. Noch miserabler fuhlte Harry sich, als sie sein Verlies erreichten. Er bemuhte sich, den andern die Sicht zu verdecken, wahrend er hastig ganze Hande voller Munzen in einen Lederbeutel stopfte.

Wieder drau?en auf den Marmorstufen angelangt, trennten sie sich. Percy murmelte undeutlich, er brauche einen neuen Federkiel. Fred und George hatten Lee Jordan, ihren Freund aus Hogwarts, getroffen und sich mit ihm verabredet. Mrs Weasley und Ginny gingen zu einem Laden fur gebrauchte Umhange. Mr Weasley bestand darauf, die Grangers auf einen Schluck in den Tropfenden Kessel mitzunehmen.

»Wir treffen uns alle in einer Stunde bei Flourish amp;Blotts, um eure Schulbucher zu kaufen!«, sagte Mrs Weasley und ging mit Ginny davon.»Und nicht einen Schritt in die Nokturngasse«, rief sie den Zwillingen noch nach.

Harry, Ron und Hermine schlenderten durch die gepflasterte Gasse mit ihren vielen Windungen. Die Gold-, Silber- und Bronzemunzen, die in Harrys Tasche frohlich klimperten, warteten nur darauf, ausgegeben zu werden, und so kaufte er drei gro?e Tuten mit Erdbeer- und Erdnussbuttereiskugeln, die sie glucklich schleckten, wahrend sie die Gasse entlangbummelten und die faszinierenden Auslagen betrachteten. Ron starrte sehnsuchtig auf eine vollstandige Umhanggarnitur von Potz und Blitz im Schaufenster von Qualitat fur Quidditch, bis Hermine sie weiterschleifte, weil sie nebenan noch Tinte und Pergament kaufen wollte. Bei Freud und Leid – Laden fur Zauberscherze trafen sie Fred, George und Lee Jordan, die sich mit»Dr. Filibusters Fabelhaftem Nass zundendem Hitzefreiem Feuerwerk«eindeckten, und in einem winzigen Kramladen voll zerbrochener Zauberstabe, schiefer Messingwaagen und alter Umhange mit Zaubertrankflecken stie?en sie auf Percy, tief versunken in ein kleines und elend langweiliges Buch namens Vertrauensschuler und ihr Weg zur Macht.

»Eine Studie uber Vertrauensschuler in Hogwarts und ihre Karrieren«, las Ron laut vom Umschlagrucken ab.»Das klingt ja prickelnd…«

»Haut ab«, fauchte ihn Percy an.

»Naturlich, er ist sehr ehrgeizig, unser Percy, er hat schon alles geplant… er will Zaubereiminister werden…«, sagte Ron in viel sagendem Ton zu Harry und Hermine, als sie Percy mit dem Buch allein lie?en.

Eine Stunde spater machten sie sich auf den Weg zu Flourish amp; Blotts. Sie waren keineswegs die Einzigen, die in den Buchladen wollten. Als sie um die Ecke bogen, sahen sie uberrascht, da? vor der Tur eine Menge Leute standen, die alle versuchten hineinzukommen. Den Grund dafur verkundete ein gro?es Banner, das uber die Fenster im ersten Stock gespannt war:

GILDEROY LOCKHART

signiert seine Autobiographie

ZAUBRISCHES ICH

heute von 12 Uhr 30 bis 16 Uhr 30

»Wir konnen ihn hier treffen!«, jauchzte Hermine,»immerhin hat er fast alle Bucher auf unserer Liste geschrieben!«

Die Schar der Wartenden schien fast nur aus Hexen in Mrs Weasleys Alter zu bestehen. Ein erschopft aussehender Zauberer stand an der Tur und sagte:

»Nur die Ruhe, bitte, meine Damen… nicht drangeln… achten Sie auf die Bucher…«

Harry, Ron und Hermine quetschten sich hinein. Eine lange Schlange wand sich bis an das andere Ende des Ladens. Dort signierte Gilderoy Lockhart seine Bucher. Sie nahmen sich jeweils einen Band Abstecher mit Vampiren und stahlen sich weiter vorn in die Schlange hinein, wo schon die anderen Weasleys mit Mr und Mrs Granger standen.

»Ach gut, da seid ihr ja«, sagte Mrs Weasley. Sie klang etwas atemlos und fummelte standig an ihrer Frisur herum.»Gleich konnen wir ihn sehen…«

Allmahlich kam Gilderoy Lockhart in Sicht; er sa? an einem Tisch, umgeben von riesigen Portrats seiner selbst, die alle zwinkerten. Seine blendend wei?en Zahnen blitzten der Menge entgegen. Der echte Lockhart trug einen vergi?meinnichtblauen Umhang, genau passend zu seinen Augen; ein Zauberer-Spitzhut sa? gewagt schrag auf seinem gewellten Haar.

Ein kleiner, argerlich dreinschauender Mann hupfte umher und scho? Fotos mit einer gro?en schwarzen Kamera, die bei jedem blendenden Blitz eine purpurrote Rauchwolke ausstie?.

»Aus dem Weg da«, schnauzte er Ron an und trat fur einen besseren Schnappschu? einen Schritt nach hinten,»ich bin vom Tagespropheten -«