Harry Potter und der Orden des Phonix, стр. 128

Nein, sagte eine Stimme in Harrys Kopf, als die Erinnerung an Cho naher kam, das wirst du nicht sehen, du wirst es nicht sehen, da? ist personlich -

Er fuhlte einen stechenden Schmerz in seinem Knie. Snapes Buro wurde wieder sichtbar und er erkannte, da? er auf den Boden gefallen war; eines seiner Knie war schmerzhaft mit Snapes Schreibtischbein zusammengesto?en. Er sah zu Snape auf, der seinen Zauberstab gesenkt hatte und sich das Handgelenk rieb. Er hatte dort eine schlimme Strieme, wie ein Brandfleck.

»Hattest du vorgehabt den Stinging Zauber anzuwenden?«fragte Snape gelassen.

»Nein,«sagte Harry verbittert und stand vom Boden auf.

»Das dachte ich mir,«sagte Snape, ihn genau beobachtend.»Du lie?t mich viel zu weit hinein gelangen. Du hast die Kontrolle verloren.«

»Haben Sie alles gesehen, was ich sah?«fragte Harry, unsicher, ob er die Antwort wirklich horen wollte.

»Teile davon,«sagte Snape mit gekrauselter Lippe.»Wem gehorte der Hund?«

»Meiner Tante Marge,«murmelte Harry, Snape hassend.

»Nun, fur den ersten Versuch war es nicht so schlecht, wie es hatte sein konnen,«sagte Snape, und erhob seinen Zauberstab wieder.»Du hast es schlie?lich geschafft mich zu stoppen, auch wenn du mit deinem Geschrei Zeit und Kraft verschwendet hast. Du mu?t konzentriert bleiben. Schlag mich mit deinem Verstand zuruck und du wirst nicht auf deinen Zauberstab zuruckgreifen mussen.«

»Ich versuche es,«sagte Harry zornig,» aber Sie erzahlen mir nicht wie!«

»Manieren, Potter,«sagte Snape gefahrlich.»Nun mochte ich, da? du deine Augen schlie?t.«

Harry bedachte ihn mit einem gemeinen Blick, bevor er tat, was von ihm verlangt wurde. Ihm gefiel die Vorstellung nicht mit geschlossenen Augen da zu stehen, wahrend Snape ihn, einen Zauberstab tragend, betrachtete.

»Machen Sie ihren Kopf frei, Potter,«sprach Snapes kalte Stimme,»lassen Sie all ihre Gefuhle los…«Aber Harrys Zorn auf Snape floss wie Gift durch seine Adern. Seinen Zorn vergessen? Genauso gut konnte Snape verlangen, da? er seine Beine abschraubte.

»Sie schaffen es nicht, Potter… sie brauchen mehr Selbstbeherrschung… konzentrieren Sie sich jetzt…«

Harry versuchte, seinen Kopf frei zu machen, versuchte, nicht zu denken, zu fuhlen, sich an nicht zu erinnern.

»Nochmal,… bei drei,… eins – zwei – drei, Legilimens!«.Ein riesiger schwarzer Drache brullte ihn an… sein Vater und seine Mutter winkten ihm aus einem verzauberten Spiegel zu… Cedric Diggory lag am Boden und schaute ihn aus verblufften Augen an…

»NEIIIIIN!«

Harry kniete am Boden, sein Gesicht in den Handen vergraben, sein Kopf schmerzte als hatte jemand versucht, ihm das Gehirn aus dem Schadel zu rei?en.

»Stehen Sie auf!«sagte Snape scharf.»Stehen Sie auf! Sie versuchen es ja gar nicht, Sie strengen sich nicht an. Sie ermoglichen mir den Zugriff auf die Erinnerungen, die Sie furchten und geben mir damit Waffen in die Hand!«

Harry stand wieder auf, sein Herz schlug so wild als sei er gerade wirklich auf jenem Friedhof gewesen und hatte den sterbenden Cedric gesehen. Snape sah blasser und zorniger als gewohnlich aus, doch Harry war noch wutender.

»Ich – habe – mich – angestrengt,«presste er zwischen seinen geschlossenen Zahnen hervor.

»Ich habe ihnen gesagt, Sie sollen sich von allen Gefuhlen frei machen!«

»Ja; nun, ich finde das gerade ziemlich schwierig,«knurrte Harry.

»Dann werden Sie eine leichte Beute fur den dunklen Lord sein,«sprach Snape gefuhllos,»Narren, die ihre Herz stolz zur Schau tragen, die ihre Gefuhle nicht kontrollieren konnen, sich in ihren traurigen Erinnerungen walzen und sich leicht provozieren lassen – mit anderen Worten: Schwachlinge – haben keine Chance, seiner Macht zu widerstehen! Er wird ihre Gedanken mit Leichtigkeit durchdringen, Potter!«

»Ich bin nicht schwach,«erwiderte Harry leise, in ihm stieg eine Wut hoch, da? er Snape am liebsten sofort angegriffen hatte.

»Dann beweisen Sie es! Beherrschen Sie sich!«sprach Snape.»Kontrollieren Sie ihre Wut, beherrschen Sie ihre Gedanken! Wir versuchen es noch einmal! Machen Sie sich bereit! Legilimens!«

Er sah Onkel Vernon, wie er den Briefkasten vernagelte… hunderte Dementoren trieben uber den See auf ihn zu… er rannte mit Mr. Weasley einen fensterlosen Gang entlang… angezogen von einer glatten schwarzen Tur am Ende des Korridors… Harry glaubte, sie wurden hindurch gehen… aber Mr. Weasley fuhrte ihn nach links… eine Treppe mit steinernen Stufen hinab…

»ICH WEISS! ICH WEISS!«

Er lag wieder auf allen Vieren am Boden von Snapes Buro, seine Narbe schmerzte unangenehm, aber die Worte, die gerade aus seinem Mund gekommen waren, klangen triumphierend. Er stand wieder auf. Snape hatte den Zauberstab erhoben und starrte ihn an. Diesmal sah es so aus, als hatte er ihn erhoben, noch bevor Harry versucht hatte, sich zu wehren.

»Was ist passiert, Potter?«fragte er und musterte Harry aufmerksam.

»Ich sah – ich erinnerte mich an,«keuchte Harry.»Ich habe gespurt…«

»Was gespurt?«fragte Snape scharf.

Harry antwortete nicht sofort; er rieb sich die Stirn, er schmeckt noch den Augenblick der aufblitzenden Erkenntnis…

Seit Monaten hatte er von dem fensterlosen Korridor, der in der schwarzen verschlossenen Tur endete, getraumt, ohne zu bemerken, da? es sich um einen realen Ort handelte. Nun, da er ihn in seiner Erinnerung noch einmal gesehen hatte, wu?te er, da? er die ganze Zeit von dem Korridor getraumt hatte, durch den er am 12. August zusammen mit Mr.

Weasley auf dem Weg zum Gerichtssaal im Ministerium gerannt war. Es war der Korridor, der zur Abteilung der Mysterien fuhrte. Dort befand sich Mr. Weasley in der Nacht als er von Voldemorts Schlange angegriffen wurde.

Er sah zu Snape auf.

»Was befindet sich in der Abteilung der Mysterien?«

»Was haben Sie gesagt?«fragte Snape leise, und mit tiefer Befriedigung bemerkte Harry, da? Snape nervos wurde.

»Ich sagte: Was befindet sich in der Abteilung der Mysterien, Sir?«sprach Harry.

»Warum fragen Sie danach?«gab Snape langsam zuruck.

»Weil,«sprach Harry und sah Snape direkt ins Gesicht,»dieser Gang, den ich gerade gesehen habe – ich habe monatelang davon getraumt – jetzt habe ich es erkannt – er fuhrt zur Abteilung der Mysterien… und ich denke,

Voldemort will etwas -«

»Ich hatte Ihnen verboten, den Namen des Dunklen Lords auszusprechen!«

Sie starrten sich gegenseitig an. Harrys Narbe brannte wieder, aber er achtete nicht darauf. Snape sah verunsichert aus; aber als er fortfuhr klang er, als wolle er kuhl und unbeteiligt erscheinen…»Es gibt viele Dinge in der Abteilung der Mysterien, Potter, wenige, von denen Sie etwas verstehen und keine, die Sie etwas angehen. Habe ich mich klar ausgedruckt?«

»Ja,«antwortete Harry, der immer noch seine stechende Narbe rieb, die ihn zusehends schmerzte.

»Ich mochte, da? du am Mittwoch wieder zur selben Zeit hier bist. Wir werden dann mit der Arbeit fortfahren.«

»Fein,«sagte Harry. Er war zum Au?ersten entschlossen, um aus Snape’s Buro rauszukommen und Ron und Hermine zu finden.

»Du solltest jede Nacht vor dem Einschlafen deinen Geist von allen Emotionen freimachen; leere ihn, la? ihn leer und ruhig werden, verstehst du?«

»Ja,«sagte Harry, der kaum zuhorte.

»Und sei gewarnt, Potter… ich werde es wissen, wenn du nicht geubt hast.«

»Richtig,«murmelte Harry. Er nahm seine Schultasche auf, schwang sie uber seine Schulter und eilte auf die Buroture zu. Als er sie offnete, blickte er zu Snape zuruck, der Harry seinen Rucken zugewandt hatte, und der seine eigenen Gedanken mit der Spitze seines Zauberstabes aus dem Denkarium schopfte und sie vorsichtig in seinem Kopf ersetzte.