Harry Potter und der Orden des Phonix, стр. 11

Und woruber, woruber, war der Heuler? Wessen Stimme war so grausam, so durchdringend durch die Kuche geschallt.

Warum wandert er immer noch durch das Zimmer ohne irgendwelche Informationen? Warum behandelt ihn jeder wie ein ungezogenes Kind? Zauber nicht mehr, bleib im Haus…

Er trat gegen seinen Schulkoffer, aber anstatt da? er Erleichterung von seiner Wut empfand, fuhlte er sich nur noch schlechter – nun hatte er noch einen starken Schmerz in seinem gro?en Zeh zusammen mit dem gesamten anderen Schmerz in seinem Korper.

Als er wieder aus dem Fenster sah, segelte Hedwig mit leisem Flugelschlag wie ein kleiner Geist herbei.»Wurde ja auch Zeit«knurrte Harry, als Hedwig vorsichtig auf ihrem Kafig landete.»Du kannst das gleich ablegen, ich habe Arbeit fur dich!«

Hedwigs gro?en runden Augen blinzelten ihn an, wahrend sie in einen toten Frosch in ihrem Schnabel hielt.

»Komm her«sagte Harry, nahm die drei kleinen Pergamentrollen und ein Lederband und befestigte sie an ihrem Bein.

»Flieg hiermit schnell zu Sirius, Ron und Hermine und komm nicht zuruck ohne gute lange Antworten. Hack sie solange, bis sie dir die Antworten geben. Verstehst du mich?«

Hedwig heulte leise, ihren Schnabel immer noch voll Frosch.»Flieg los«sagte Harry. Sie flog davon. In dem Moment, wo Hedwig weg war, warf sich Harry, ohne sich Umzuziehen, auf sein Bett und starrte an die dunkel Decke.

Zusammen mit den anderen schlechten Gefuhlen fuhlte er sich noch schlechter, denn er hatte sich Hedwig falsch gegenuber verhalten – mit ihr hatte er seinen einzigen Freund in der Picket Drive Nr.4 fortgeschickt. Aber er wurde es wieder gut machen, wenn sie mit den Antworten von Sirius, Ron und Hermine zuruckkehrte.

Sie mu?ten schnell zuruckschreiben; sie konnten unmoglich eine Dementorenattacke ignorieren. Er wurde morgen sicherlich drei dicke Briefe voller Sympathie und Planen fur seine Ruckkehr in den Fuchsbau erhalten. Und mit diesen Gedanken uberrollte ihn der Schlaf, unterdruckte seine weiteren Gedanken.

Aber Hedwig kam nicht am nachsten Morgen. Harry verbrachte den ganzen Tag in seinem Zimmer, verlie? es nur, um ins Badezimmer zu gehen. Dreimal schubste seine Tante Petunia ihm das Essen durch die Katzenklappe in seiner Tur, die Onkel Vernon vor drei Jahren dort angebracht hatte. Jedes Mal, wenn Harry sie horte, versuchte er sie uber den Heuler auszufragen, doch er hatte auch immer nur den Turknauf verhoren konnen – er bekam keine Antworten.

Ansonsten mieden die Dursleys sein Zimmer.

So vergingen drei Tage. Harry hatte keine Energie mehr und das machte es ihm unmoglich, irgendetwas zu tun.

Wahrend er durch sein Zimmer ging, war er wutend auf die anderen, da? sie ihn in dieser Lage alleine gelassen haben und da seine Lustlosigkeit nur noch starker wurde, lag er nur auf seinem Bett und starrte in die Luft, immer mit den Gedanken an die Anhorung vor dem Ministerium.

Was ware, wenn sie wirklich gegen ihn einschreiten? Was ware, wenn er wirklich von der Schule fliegt und sein Zauberstab in zwei Halften zerbrochen wird? Was wurde er tun, wohin wurde er gehen? Er wurde es nicht schaffen, sein komplettes Leben bei den Dursleys zu verbringen – nicht nachdem er die andere Welt kennen gelernt hat, die Welt, in die er wirklich gehorte. Vielleicht konnte er in Sirius Haus ziehen, was Sirius vor einem Jahr vorgeschlagen hatte, bevor er vor dem Ministerium fliehen mu?te? Ob Harry da wohl wohnen dufte, obwohl er noch nicht erwachsen war?

Oder hatte ihm die Zauberei sogar einen Platz in einer Zelle in Askaban eingebracht? Immer wieder wenn ihm dieser Gedanken kam, stand er vom Bett auf und begann wieder, auf und ab zu gehen…In der vierten Nacht nach Hedwigs Abflug starrte Harry in einer apathischen Phase mal wieder an die Decke, als plotzlich sein Onkel sein Schlafzimmer betrat. Harry sah ihn an. Onkel Vernon trug seinen besten Anzug und sah enorm beeindruckend aus.

»Wir gehen heute abend aus!«sagt er

»Bitte, was?«

»Wir – deine Tante, Dudley und ich – gehen heute abend aus.«

»Schon«sagte Harry benommen und blickte wieder zur Decke.

»Du verlasst dein Schlafzimmer nicht, wahrend wir weg sind.«

»OK«

»Du fasst den Fernseher nicht an, die Stereoanlage oder irgendein anderen Besitz von uns.«

»Richtig.«

»Und du stiehlst kein Essen aus dem Eisschrank.«

»Okay.«

»Ich werde deine Tur abschlie?en.«

»Mach das.«

Onkel Vernon sah Harry wutend und zweifelnd an, verunsichert durch Harrys Verhalten, dann stampfte er aus dem Raum und schloss die Tur hinter ihm. Harry horte, wie sich zunachst der Schlussel im Schloss drehte und dann Onkel Vernon die Treppenstufen schwer hinunter ging.

Ein paar Minuten spater horte er die Autoturen schlagen, den Motor anspringen und das unverkennbare Gerausch eines wegfahrenden Autos.

Harry empfand nichts besonders, als die Dursleys das Haus verlie?en, es war ihm egal, ob sie da waren oder nicht. Er konnte sich nicht aufraffen, aufzustehen und das Licht in seinem Schlafzimmer anzumachen. Der Raum wurde immer dunkler und er horte liegend die Gerausche der Nacht durch das Fenster, welches die ganze Zeit offen stand, wartend auf Hedwigs Ruckkehr.

Das leere Haus knarrte um ihn herum, die Rohre gurgelten. Harry lag auf dem Bett, versunken in Elend.

Dann, sehr leise, horte er ein Klirren unten in der Kuche. Er sa? aufrecht und lauschte gespannt. Die Dursleys konnten noch nicht zuruck sein – das ware zu fruh gewesen und er hatte auch nicht ihr Auto gehort.

Es war still fur einige Sekunden, dann horte er Stimmen.

Einbrecher, dachte er, und er rutsche aus dem Bett auf seine Fu?e – aber eine halbe Sekunde spater wurde ihm klar, da? Einbrecher aufpassen wurden, da? sie nicht so laut sprechen wurden und leise war das, was sich in der Kuche bewegte, nun wirklich nicht.

Er nahm seinen Zauberstab von dem Nachttisch und stand hinter seiner Schlafzimmertur, horte mit seiner ganzen Kraft.

Im nachsten Moment gab das Schloss einen lauten Klick von sich und die Tur schwang vor Harry auf. Bewegungslos stand Harry in der Tur und spitzte die Ohren, ob er noch weitere Gerausche horen wurde. Aber es kam nichts. Er scheute einen Moment, dann schlich er zum Treppenanfang.

Sein Herz schlug ihm bis zum Hals. Da standen Leute in der schattigen Halle, Schatten schimmerten durch die Glastur.

Es waren acht oder neun und alle guckten ihn an.

»Nimm deinen Zauberstab herunter, Junge, bevor du jemandem das Auge herauszauberst!«sagte eine tiefe, grummelige Stimme.

Harrys Herz schlug unkontrolliert. Er kannte die Stimme, aber er wollte den Zauberstab nicht hinunter nehmen.

»Professor Moody?«fragte er vorsichtig.

»Komm runter, wir wollen dich ganz sehen.«

Harry nahm seinen Stab hinunter, aber er war immer noch vorsichtig. Er hatte wirklich gute Grunde, vorsichtig zu sein.

Er hatte schlie?lich neun Monate damit verbracht, heraus zu finden, da? es nicht Moody war sondern ein Betruger, welcher versucht hatte, unmaskiert Harry umzubringen. Doch bevor er sich uberlegen konnte, was er nun tun sollte, kam eine leise beruhigende Stimme von unten herauf:

»Es ist alles okay Harry. Wir sind gekommen, ob dich hier wegzubringen.«.Harrys Herz stockte. Er kannte diese Stimme ebenfalls, obwohl er sie uber ein Jahr nicht gehort hatte.

»P-Professor Lupin?«fragte er misstrauisch.»Sind sie das?«

»Warum stehen wir alle hier uberhaupt im Dunkeln?«sagte eine dritte weibliche Stimme.»Lumos.«

Einen Zauberstabschwung spater wurde die Halle von magischem Licht erfullt. Harry blinzelte. Die Leute standen am Fu? der Treppe und blickten zu ihm hinauf.

Remus Lupin stand am nachsten zu ihm. Obwohl er noch jung war, sah Lupin mude und krank aus. Er hat mehr graue Haare bekommen, seitdem Harry ihn zuletzt gesehen hatte und sein Umhang sah noch schabiger aus.