Allerleirauh, стр. 1

Allerleirauh Es war einmal ein Konig, der hatte eine Frau mit goldenen Haaren, und sie war so schon, da? sich ihresgleichen nicht mehr auf Erden fand. Es geschah, da? sie krank lag, und als sie fuhlte, da? sie bald sterben wurde, rief sie den Konig und sprach: "Wenn du nach meinem Tode dich wieder vermahlen willst, so nimm keine, die nicht ebenso schon ist, als ich bin und die nicht solche goldene Haare hat, wie ich habe, das mu?t du mir versprechen." Nachdem es ihr der Konig versprochen hatte, tat sie die Augen zu und starb. Der Konig war lange Zeit nicht zu trosten und dachte nicht daran, eine zweite Frau zu nehmen. Endlich sprachen seine Rate: "Es geht nicht anders, der Konig mu? sich wieder vermahlen, damit wir eine Konigin haben." Nun wurden Boten weit und breit umhergeschickt, eine Braut zu suchen, die an Schonheit der verstorbenen Konigin ganz gleichkame. Es war aber keine in der ganzen Welt zu finden, und wenn man sie auch gefunden hatte, so war doch keine da, die solche goldene Haare gehabt hatte. Also kamen die Boten unverrichteter Sache wieder heim. Nun hatte der Konig eine Tochter, die war gerade so schon wie ihre verstorbene Mutter, und hatte auch solche goldene Haare. Als sie herangewachsen war, sah sie der Konig einmal an und sah, da? sie in allem seiner verstorbenen Gemahlin ahnlich war, und fuhlte plotzlich eine heftige Liebe zu ihr. Da sprach er zu seinen Raten: "Ich will meine Tochter heiraten, denn sie ist das Ebenbild meiner verstorbenen Frau, und sonst kann ich doch keine Braut finden, die ihr gleicht." Als die Rate das horten, erschraken sie und sprachen: "Gott hat verboten, da? der Vater seine Tochter heirate, aus der Sunde kann nichts Gutes entspringen, und das Reich wird mit ins Verderben gezogen." Die Tochter erschrak noch mehr, als sie den Entschlu? ihres Vaters vernahm, hoffte aber, ihn von seinem Vorhaben noch abzubringen. Da sagte sie zu ihm: "Eh ich Euren Wunsch erfulle, mu? ich erst drei Kleider haben, eins so golden wie die Sonne, eins so silbern wie der Mond, und eins so glanzend wie die Sterne; ferner verlange ich einen Mantel von tausenderlei Pelz und Rauhwerk zusammengesetzt, und ein jedes Tier in Eurem Reich mu? ein Stuck von seiner Haut dazu geben." Sie dachte aber: "Das anzuschaffen ist ganz unmoglich, und ich bringe damit meinen Vater von seinen bosen Gedanken ab." Der Konig lie? aber nicht ab, und die geschicktesten Jungfrauen in seinem Reiche mu?ten die drei Kleider weben, eins so golden wie die Sonne, eins so silbern wie der Mond, und eins so glanzend wie die Sterne; und seine Jager mu?ten alle Tiere im ganzen Reiche auffangen und ihnen ein Stuck von ihrer Haut abziehen; daraus ward ein Mantel von tausenderlei Rauhwerk gemacht.. Endlich, als alles fertig war, lie? der Konig den Mantel herbeiholen, breitete ihn vor ihr aus und sprach: "Morgen soll die Hochzeit sein." Als nun die Konigstochter sah, da? keine Hoffnung mehr war, ihres Vaters Herz umzuwenden, so fa?te sie den Entschlu? zu entfliehen. In der Nacht, wahrend alles schlief, stand sie auf und nahm von ihren Kostbarkeiten dreierlei, einen goldenen Ring, ein goldenes Spinnradchen und ein goldenes Hastelchen; die drei Kleider von Sonne, Mond und Sternen tat sie in eine Nu?schale, zog den Mantel von allerlei Rauhwerk an und machte sich Gesicht und Hande mit Ru? schwarz. Dann befahl sie sich Gott und ging fort, und ging die ganze Nacht, bis sie in einen gro?en Wald kam. Und weil sie mude war, setzte sie sich in einen hohlen Baum und schlief ein. Die Sonne ging auf, und sie schlief fort und schlief noch immer, als es schon hoher Tag war. Da trug es sich zu, da? der Konig, dem dieser Wald gehorte, darin jagte. Als seine Hunde zu dem Baum kamen, schnupperten sie, liefen rings herum und bellten. Sprach der Konig zu den Jagern: "Seht doch, was dort fur ein Wild sich versteckt hat." Die Jager folgten dem Befehl, und als sie wiederkamen, sprachen sie: "In dem hohlen Baum liegt ein wunderliches Tier, wie wir noch niemals eins gesehen haben: an seiner Haut ist tausenderlei Pelz; es liegt aber und schlaft." Sprach der Konig: "Seht zu, ob ihrs lebendig fangen konnt, dann bindets auf den Wagen und nehmts mit." Als die Jager das Madchen anfa?ten, erwachte es voll Schrecken und rief ihnen zu: "Ich bin ein armes Kind, von Vater und Mutter verlassen, erbarmt euch mein und nehmt mich mit." Da sprachen sie: "A l l e r l e i r a u h , du bist gut fur die Kuche, komm nur mit, da kannst du die Asche zusammenkehren." Also setzten sie es auf den Wagen und fuhren heim in das konigliche Schlo?. Dort wiesen sie ihm ein Stallchen an unter der Treppe, wo kein Tageslicht hinkam, und sagten: "Rauhtierchen, da kannst du wohnen und schlafen." Dann ward es in die Kuche geschickt, da trug es Holz und Wasser, schurte das Feuer, rupfte das Federvieh, belas das Gemus, kehrte die Asche und tat alle schlechte Arbeit. Da lebte Allerleirauh lange Zeit recht armselig. Ach, du schone Konigstochter, wie solls mit dir noch werden! Es geschah aber einmal, da? ein Fest im Schlo? gefeiert ward, da sprach sie zum Koch: "Darf ich ein wenig hinaufgehen und zusehen? Ich will mich au?en vor die Ture stellen." Antwortete der Koch: "Ja, geh nur hin, aber in einer halben Stunde mu?t du wieder hier sein und die Asche zusammentragen." Da nahm sie ihr Ollampchen, ging in ihr Stallchen, zog den Pelzrock aus und wusch sich den Ru? von dem Gesicht und den Handen ab, so da? ihre volle Schonheit wieder an den Tag kam.. Dann machte sie die Nu? auf und holte ihr Kleid hervor, das wie die Sonne glanzte. Und wie das geschehen war, ging sie hinauf zum Fest, und alle traten ihr aus dem Weg, denn niemand kannte sie, und meinten nicht anders, als da? es eine Konigstochter ware. Der Konig aber kam ihr entgegen, reichte ihr die Hand und tanzte mit ihr, und dachte in seinem Herzen: "So schon haben meine Augen noch keine gesehen." Als der Tanz zu Ende war, verneigte sie sich, und wie sich der Konig umsah, war sie verschwunden, und niemand wu?te, wohin. Die Wachter, die vor dem Schlosse standen, wurden gerufen und ausgefragt, aber niemand hatte sie erblickt. Sie war aber in ihr Stallchen gelaufen, hatte geschwind ihr Kleid ausgezogen, Gesicht und Hande schwarz gemacht und den Pelzmantel umgetan, und war wieder Allerleirauh. Als sie nun in die Kuche kam und an ihre Arbeit gehen und die Asche zusammenkehren wollte, sprach der Koch: "La? das gut sein bis morgen und koche mir da die Suppe fur den Konig, ich will auch einmal ein bi?chen oben zugucken, aber la? mir kein Haar hineinfallen, sonst kriegst du in Zukunft nichts mehr zu essen." Da ging der Koch fort, und Allerleirauh kochte die Suppe fur den Konig, und kochte eine Brotsuppe, so gut es konnte, und wie sie fertig war, holte es in dem Stallchen seinen goldenen Ring und legte ihn in die Schussel, in welche die Suppe angerichtet ward. Als der Tanz zu Ende war, lie? sich der Konig die Suppe bringen und a? sie, und sie schmeckte ihm so gut, da? er meinte, niemals eine bessere Suppe gegessen zu haben. Wie er aber auf den Grund kam, sah er da einen goldenen Ring liegen und konnte nicht begreifen, wie er dahin geraten war. Da befahl er, der Koch sollte vor ihn kommen. Der Koch erschrak, wie er den Befehl horte, und sprach zu Allerleirauh: "Gewi? hast du ein Haar in die Suppe fallen lassen; wenns wahr ist, so kriegst du Schlage." Als er vor den Konig kam, fragte dieser, wer die Suppe gekocht hatte. Antwortete der Koch: "Ich habe sie gekocht." Der Konig aber sprach: "Das ist nicht wahr, denn sie war auf andere Art und viel besser gekocht als sonst." Antwortete er: "Ich mu? es gestehen, da? ich sie nicht gekocht habe, sondern das Rauhtierchen." Sprach der Konig: "Geh und la? es heraufkommen." Als Allerleirauh kam, fragte der Konig: "Wer bist du?" "Ich bin ein armes Kind, das keinen Vater und Mutter mehr hat." Fragte er weiter: "Wozu bist du in meinem Schlo??" Antwortete es: "Ich bin zu nichts gut, als da? mir die Stiefeln um den Kopf geworfen werden." Fragte er weiter: "Wo hast du den Ring her, der in der Suppe war?" Antwortete es: "Von dem Ring wei? ich nichts." Also konnte der Konig nichts erfahren und mu?te es wieder fortschicken. Uber eine Zeit war wieder ein Fest, da bat Allerleirauh den Koch wie vorigesmal um Erlaubnis, zusehen zu durfen. Antwortete er: "Ja, aber komm in einer halben Stunde wieder und koch dem Konig die Brotsuppe, die er so gerne i?t." Da lief es in sein Stallchen, wusch sich geschwind und nahm aus der Nu? das Kleid, das so silbern war wie der Mond, und tat es an. Dann ging es hinauf, und glich einer Konigstochter: und der Konig trat ihr entgegen und freute sich, da? er sie wiedersah, und weil eben der Tanz anhub, so tanzten sie zusammen. Als aber der Tanz zu Ende war, verschwand sie wieder so schnell, da? der Konig nicht bemerken konnte, wo sie hinging. Sie sprang aber in ihr Stallchen, und machte sich wieder zum Rauhtierchen, und ging in die Kuche, die Brotsuppe zu kochen. Als der Koch oben war, holte es das goldene Spinnrad und tat es in die Schussel, so da? die Suppe daruber angerichtet wurde. Danach ward sie dem Konig gebracht, der a? sie, und sie schmeckte ihm so gut wie das vorigemal, und lie? den Koch kommen, der mu?te auch diesmal gestehen, da? Allerleirauh die Suppe gekocht hatte. Allerleirauh kam da wieder vor den Konig, aber sie antwortete, da? sie nur dazu da ware, da? ihr die Stiefeln an den Kopf geworfen wurden und da? sie von dem goldenen Spinnradchen gar nichts wu?te. Als der Konig zum drittenmal ein Fest anstellte, da ging es nicht anders als die vorigemale.. Der Koch sprach zwar: "Du bist eine Hexe, Rauhtierchen, und tust immer etwas in die Suppe, davon sie so gut wird, und dem Konig besser schmeckt, als was ich koche." Doch weil es so bat, so lie? er es auf die bestimmte Zeit hingehen. Nun zog es ein Kleid an, das wie die Sterne glanzte, und trat damit in den Saal. Der Konig tanzte wieder mit der schonen Jungfrau und meinte, da? sie noch niemals so schon gewesen ware. Und wahrend er tanzte, steckte er ihr, ohne da? sie es merkte, einen goldenen Ring an den Finger, und hatte befohlen, da? der Tanz recht lang wahren sollte. Wie er zu Ende war, wollte er sie an den Handen festhalten, aber sie ri? sich los und sprang so geschwind unter die Leute, da? sie vor seinen Augen verschwand. Sie lief, was sie konnte, in ihr Stallchen unter der Treppe, weil sie aber zu lange und uber eine halbe Stunde geblieben war, so konnte sie das schone Kleid nicht ausziehen, sondern warf nur den Mantel von Pelz daruber, und in der Eile machte sie sich auch nicht ganz ru?ig, sondern ein Finger blieb wei?. Allerleirauh lief nun in die Kuche, kochte dem Konig die Brotsuppe und legte, wie der Koch fort war, den goldenen Haspel hinein. Der Konig, als er den Haspel auf dem Grunde fand, lie? Allerleirauh rufen: Da erblickte er den wei?en Finger und sah den Ring, den er im Tanze ihr angesteckt hatte. Da ergriff er sie an der Hand und hielt sie fest, und als sie sich losmachen und fortspringen wollte, tat sich der Pelzmantel ein wenig auf, und das Sternenkleid schimmerte hervor. Der Konig fa?te den Mantel und ri? ihn ab. Da kamen die goldenen Haare hervor und sie stand da in voller Pracht und konnte sich nicht langer verbergen. Und als sie Ru? und Asche aus ihrem Gesicht gewischt hatte, da war sie schoner, als man noch jemand auf Erden gesehen hatte. Der Konig aber sprach: "Du bist meine liebe Braut, und wir scheiden nimmermehr voneinander." Darauf ward die Hochzeit gefeiert, und sie lebten vergnugt bis an ihren Tod.