Froschzauber, стр. 5

»Hab ich dich, du stinkende, verzwergte Ausgeburt eines Wurms«, grollte sie. »In meiner Kuche! Mit meinen Pfefferkornern! Und was hast du da in deinem nutzlosen Maul?«

Oje, dachte Adolphus. In den Fangen der schrecklichen Miss Mudfoot! So wurde er Max die Pfefferkorner nicht bringen konnen. Am besten lenkte er sie mit dem Frosch ab. Adolphus warf den Kopf hin und her und wedelte mit dem Frosch – genau vor Miss Mudfoots Augen. Der Frosch quiekte und strampelte verzweifelt mit den Hinterbeinen.

»Du dreckiges Biest«, schimpfte Miss Mudfoot und packte Adolphus noch fester.

Adolphus spuckte den Frosch aus, der schwach zuckend auf dem Fu?boden liegen blieb. Dann stie? er einen Feuerstrahl auf die Kochin aus. Furchterlich fluchend lie? sie ihn los. Und wahrend sie wild auf ihre verbrannten Finger pustete, sauste Adolphus wie ein geolter Blitz aus der Kuche.

Miss Mudfoot beugte sich uber den zuckenden Frosch.

»Oh, oh, meine kleine Schonheit. Was hat der bose Drache dir getan?«

Max offnete ein Auge. Das riesige rote Gesicht der Kochin stierte auf ihn herab. Schwei?glanzend. Ihr Vielfachkinn glibberte, wahrend sie sprach. Gleich darauf lag er auf einer ihrer schaufelartigen Hande und ihr Gesicht kam noch naher. Max konnte die langen schwarzen Haare sehen, die aus ihren gewaltigen Warzen sprossen. Es schauderte ihn.

»Ja, was bist du denn fur ein su?er Fratz?«, gurrte die Kochin. »Was fur ein hubsches kleines Froschlein! Hat dir der garstige Drache wehgetan? Ach, Mami gibt dir einen Schmatz, wie ware das?«

Max’ Froschaugen weiteten sich vor Entsetzen. Was?! Wollte sie ihn etwa kussen? Miss Mudfoot?!

»Nein, nein, bitte nicht …«, wimmerte er, aber es gab kein Entrinnen. Das sackartig herabhangende Vielfachkinn der Kochin wabbelte heran, ihre Warzen wippten, ihre Lippen spitzten sich …

»Aaaaarrrggghhh!«, kreischte Max.

»Aaaaarrrggghhh!«, kreischte Miss Mudfoot.

Auf einmal fand sich Max auf dem Fu?boden wieder, alle viere von sich gestreckt. Miss Mudfoot wich mit hoch erhobenen Handen bis zum Kuchentisch zuruck. In dem Moment, als ihre Lippen den klebrigen orangefarbenen Frosch beruhrt hatten, war er in einem Funkenregen explodiert und stattdessen …

… dieser verflixte Junge, Max Pendragon! Miss Mudfoot bleckte die Zahne. Schnell schnappte sie sich das gro?e Knochenbeil und ruckte wieder vor. Max rappelte sich sofort auf und rannte um sein Leben. Kaum war er durch die Tur gesturmt, fiel sie krachend ins Schloss. Max sah, wie Adolphus die Schulter gegen die Tur presste, und erblickte dann die beiden Frosche.

»Schnell!«, sagte der lilafarbene. »Heb uns hoch und dann nichts wie ab in den Keller!«

Max packte die Frosche und flitzte durch den Gang. Er sauste um die Ecke, polterte die Kellertreppe hinab und machte noch einmal kehrt, um die Tur zuzuschlagen. Miss Mudfoot war ihnen auf den Fersen. Ihre gro?en, schweren Fu?e klatschten auf die Steinfliesen. Max fummelte wie wild in seiner Gurteltasche – ah, da war er! Er zog den gro?en eisernen Schlussel hervor und schloss die schwere Kellertur ab. Die letzten paar Stufen rutschte er nur noch. Dann brach er auf einem Haufen alter Gobelins, die am Fu? der Treppe lagen, zusammen. Miss Mudfoot bearbeitete die Kellertur mit Faustschlagen, aber das Holz war dick und mit Eisenbandern verstarkt. Sie wusste, wann sie besiegt war. Max horte ihre schweren Schritte auf der Treppe, und erst danach traute er sich wieder, Luft zu holen.

»Nun ja«, sagte Grimm, nachdem sie ein wenig verschnauft hatten. »Das war knapp. Aber wenigstens wissen wir jetzt, wie wir diesen Zauber ruckgangig machen konnen. Tut mir leid, das zu sagen, Max, aber ich denke, jetzt ist eine Runde Kussen angesagt.«

»Es tut mirleid«, sagte Max, dem die Erinnerung an Miss Mudfoots Kuss noch immer einen Schauer uber den Rucken jagte. »Aber es wird ein wenig Erholung, eine ordentliche Belohnung und euer flehentliches Bitten brauchen, bis ich auch nur in Erwagung ziehen kann, zwei klebrige Frosche zu kussen.«

»He, Max!«, sagte Olivia. »Du kannst uns immer noch verstehen!«

»Stimmt«, sagte Max interessiert. »Das muss davon kommen, dass ich selbst ein Frosch gewesen bin. Aber zuruck zu der Belohung …«

Grimm hupfte auf Max’ Schulter und zischte ihm ins Ohr. »Max! Kuss mich, damit ich auf der Stelle wieder eine Ratte werde! Sonst stecke ich dir meine lange schleimige Froschzunge ins Ohr und popele dir das Hirn aus der Nase.«

»Mmmh, na ja … also, wenn du meinst«, sagte Max schnell und kusste Grimm auf die Nase.

WUUUSCH!Ein Sternenregen rieselte durch die Luft. Grimm war wieder eine langschwanzige schwarze Ratte, die auf Max’ Schulter sa? und sich seelenruhig die Schnurrhaare putzte.

»Danke«, sagte er. »Vielen Dank, wirklich.«

»Wow!«, rief Adolphus. »Das war cool! Mach das noch mal, Max! Bitte! Ich will Olivia wuuuuschen sehen! Mit Sternchen!«

Max sah Olivia an. Ihre Froschaugen sahen gefasst zuruck. »Ich schatze, es muss sein«, sagte Max.

»Ich schatze, ich muss mich damit abfinden«, sagte Olivia. Max holte tief Luft und buckte sich, um sie auf ihren froschigen Kopf zu kussen. Olivia kniff die Augen zu.

WUUUSCH!

Sie war von einem Schleier funkelnder Sterne umgeben und wieder ein Madchen – mit langen schwarzen Zopfen und einem frohlichen Gesicht, ohne das kleinste bisschen Lila. Adolphus jubelte und flatterte durch den Raum.

»Das hatten wir also«, sagte Grimm zufrieden und verkroch sich in Max’ Tunika, um ein Nickerchen zu halten.

Max sah Olivia an und grinste erleichtert. Sie waren der schrecklichen Miss Mudfoot entkommen. Sie waren wieder sie selber. Und er kannte jetzt einen gro?artigen Zauber, um es Adrian Hogsbottom in drei Tagen so richtig zu zeigen.

»Wei?t du«, sagte er glucklich, »ich konnte beim Zauberer-Nachwuchs-Wettbewerb eine Assistentin gebrauchen. Um die unglaubliche Wirkung meines noch nie dagewesenen Zaubers zu demonstrieren. Und naturlich wurde so eine Assistentin auch einen Anteil von den zwanzig Goldstucken Preisgeld kriegen. Vom ewigen Ruhm gar nicht zu reden!«

Olivia grinste. »Ja, ja, okay«, sagte sie. »Ich lasse mich von dir in einen Frosch verwandeln. Und das Preisgeld teile ich sogar mit dir. Halbe, halbe. Ich kann Adrian Hogsbottom namlich auch nicht leiden. Letztes Jahr ist er mir auf dem Ball nach der Preisverleihung drei Mal auf die Zehen gelatscht. Und er hat Adolphus ein Erbsenhirn genannt.«

»Adolphus istein Erbsenhirn.« Fur einen Moment steckte Grimm den Kopf aus Max’ Tunika, dann ging er wieder schlafen.

»Das tut uberhaupt nichts zur Sache«, sagte Olivia bestimmt. »Adrian Hogsbottom ist ein hochnasiger Lackaffe und wir mussen ihm eins auswischen. Au?erdem: Wenn Papa keinen Ritter mehr aus dir machen kann, macht er ja vielleicht aus mir einen. Ich bin dabei!«

»Abgemacht«, sagte Max. »Wir mussen nur noch diesen Umkehrzauber mixen. Dich blo? zuruckkussen, das ist viel zu simpel. Alles muss so bombastisch und magisch wie moglich wirken. Diesmal lasse ich Adrian Hogsbottom ganz bestimmt nicht gewinnen!«

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Hogsbottoms Geheimnis

Burg Camelot war vom Turm bis zum Burggraben mit silbernen Bannern und bunten Ballons geschmuckt. Die Sonne schien und uber die Wiese vor der Burg wehte die Musik zahlreicher Spielmanner und Troubadoure, die die Menge mit Geschichten von tapferen Rittern und deren Heldentaten zu erfreuen hofften. Leuchtend bunte Buden waren rings um die Wiese aufgebaut, und es gab eine Menge Zeug zu kaufen: Narrenkappen, Kupferkessel, Tranke im Glas, kostbar verzierte Schwertscheiden, gebratene Rattenschwanze und Spielzeugbesen.