Mauern aus Holz, Manner aus Eisen: Admiral Bolitho am Kap der Entscheidung, стр. 34

Sie hielten an, als sich zwei Wege kreuzten. Musik von Handel ertonte von links, rechts sang eine Mannerstimme ein deftiges Kneipenlied. Das mischte sich gut und storte niemanden.

Am Ende des hellen Lustgartens begann der Dark Walk, in den ihn Catherine nun fuhrte, vorbei an Paaren, die einander im Schatten ku?ten. Sie hob ihm ihr Gesicht entgegen.»Hier war ich noch nie«, flusterte sie.

Er ku?te sie.»Ich konnte es aber dem Mann, der dich hierherfuhrte, nicht ubelnehmen«, sagte er und lie? seine Lippen uber ihren Hals und ihre Schultern gleiten.

Sanft schob sie ihn weg.»Der Abend beginnt erst. Ich habe uns eine Laube reservieren lassen.»

Er konnte sich nie daran gewohnen, da? die Stunden mit ihr so schnell vergingen. Sie a?en verschiedene Salate und gebratenes Huhn, tranken einen leichten Wein dazu und genossen die Musik.

«Starr mich nicht so an«, bat sie lachelnd.

Als er antwortete:»Ich liebe dich!«horte er von ihr die gleichen Worte. Bald danach stand sie auf.»La? uns heimkehren. Ich habe solche Sehnsucht nach dir. «Sie legte sich den Schal um die Schultern.

«Warte hier«, bat er unten am Flu?.»Ich rufe unseren Bootsfuhrer. «Damit verschwand er im Schatten.

Als Catherine sich umdrehte, fragte eine Stimme aus der Dunkelheit:»So allein, mein schones Kind? Vermi?t du nicht was?«Ein Hauptmann, offensichtlich angetrunken, kam mit schiefem Grinsen auf sie zu.

«Verschwinden Sie«, sagte sie barsch.»Ich bin in Begleitung!«Sie zog sich den Schal fester um die Schultern.

«Das werden wir ja sehen. «Der Hauptmann ri? ihr den Schal von den Schultern, stolperte dabei und sagte, sich aufrichtend:»Solche Schonheit darf man doch nicht verhullen.»

«Hande weg von der Dame!«Bolithos Stimme klang nicht einmal sehr laut.

«Er ist voll bis an die Kiemen. «Catherine schuttelte sich.

Der Hauptmann starrte Bolitho an und verbeugte sich linkisch.»Ihre Freundin sieht so aus, als ob sie einen armen Soldaten nicht abweisen wurde.»

Bolitho blieb ruhig.»Ich wurde Sie ja zum Duell fordern.»

Der Hauptmann grinste.»Gern. Ich erwarte Ihre Sekundanten.»

Bolitho offnete seine Jacke.»Sie horen nicht zu. Ich sagte, ich wurde Sie fordern — wenn ich Sie fur einen Gentleman hielte. Da Sie es aber nicht sind, lassen Sie uns die Sache gleich hier erledigen!«Bolithos alter Degen blitzte plotzlich im Licht.

Ein Offizier brach durchs Gebusch, offensichtlich auch angetrunken, aber noch etwas nuchterner als der Hauptmann. Er erkannte die Gefahr.»Weg da, du Narr! Bitte verzeihen Sie ihm, Sir Richard. Nuchtern benimmt er sich wie ein Herr.»

Bolitho sah die beiden unbewegt an.»Das will ich hoffen. «Sein Degen glitt in die Scheide zuruck, er drehte beiden den Rucken zu und fuhrte Catherine zum Boot. Aber sie spurte, wie sein Arm vor Erregung zitterte.»So wutend habe ich dich ja noch nie erlebt.»

«Tut mir leid, wenn ich mich wie ein hitzkopfiger Kadett benommen habe.»

«Oh, du warst gro?artig«, protestierte sie. Sie hob das Taschchen an ihrem linken Handgelenk.»Dem Hauptmann hatte ich eine Kugel in den Hintern gejagt, wenn er dich angegriffen hatte. Dafur reicht die kleine Pistole hier drin allemal.»

«Du steckst immer noch voller Uberraschungen!«Lachelnd schuttelte Bolitho den Kopf.

Das Boot setzte sie uber, und am anderen Ufer war seine Emporung verflogen.»Du hattest recht«, sagte er,»es war eine verzauberte Nacht. Ich werde sie nie vergessen.»

«Sie ist noch nicht vorbei.»

Der Bootsfuhrer dankte seinen ungewohnlichen Passagieren.»Wenn Sie wieder mal hinuber wollen, Sir Richard, dann fragen Sie nach Bobby. Hier am Flu? kennt mich jeder.»

Ihre Kutsche wartete, und als sie sich ihr naherten, sahen sie Ozzard vor dem Schlag stehen. Seine Messingknopfe funkelten wie Warnlichter.

«Du hattest nicht auf uns warten sollen«, sagte Bolitho.»Du hattest inzwischen nach Hause fahren konnen.»

«Da war ich auch, Sir Richard. Aber dann kam ein Bote von der

Admiralitat. Sie sollen sich morgen fruh, sobald es Ihnen moglich ist, bei Lord Godschale einfinden.»

In der Ferne schlug eine Kirchenuhr.»Also heute«, sagte Catherine leise.

Als sie in der Arlington Street hielten, meinte Bolitho:»So wichtig kann es nicht sein, ich habe ja noch immer kein Flaggschiff.»

Sie drehte sich am Fu? der Treppe um.»Und wenn schon, mein Admiral. Uns bleibt ja immer noch diese Nacht.»

In der leeren Kuche hockte Allday allein mit einem Krug Rum und einer Tonpfeife an dem frischgeschrubbten Tisch. Ozzard hatte sich nicht zu ihm gesetzt. Irgendetwas bedruckte ihn, seit sie in London waren. Er war still zu Bett gegangen.

Allday sa? da und dachte an die Wirtstochter in Falmouth, die nicht auf ihn gewartet hatte. Es ware so schon mit ihr gewesen. Er nahm einen gro?en Schluck Rum.»Mehr will ich ja gar nicht«, sagte er laut.»Nur manchmal ein bi?chen Freude.»

Aber er wu?te, da? er die an Land nie finden wurde.

XI Ein neuer Auftrag

Bolitho stie? die Tur zum gro?en Empfangszimmer auf, sah Catherine am Fenster stehen und trat zu ihr. Er pre?te die Lippen in ihr Haar und murmelte:»Es ist soweit.»

Sie nickte und lehnte sich an ihn.»Mehr darf ich nicht verlangen. Es waren wunderbare Wochen. «Sie drehte sich in seinen Armen um, suchte Trost in seinen Augen.

Bolitho horte, wie jemand seine Seekiste polternd die Treppen hinunterschleppte. Drau?en warf der Abend lange Schatten — ein fruher Herbst meldete sich.

«Diesmal bleibe ich nicht lange weg. Mein Einsatz ist kurz. «Er ha?te diese Lugen, doch man hatte ihm gesagt, der Auftrag sei geheim. Er sollte sich nach Dover begeben, nicht nach Portsmouth oder Chatham wie sonst, und von dort nach Kopenhagen. In Dover wurde man ihm alles weitere erklaren.

«Wenn es denn sein mu?«, sagte sie leise und legte ihm die Fingerspitzen auf die Lippen.

«Ich bin in spatestens zwei Wochen wieder zuruck. Bleib in

London. Lord Browne ist auf Jamaika, wir konnen hier so lange wohnen, wie wir wollen.»

«Geht Jenour mit?»

«Ja, er wartet in Dover auf mich.»

«Dann hat er mehr Gluck als ich!»

Er spurte, wie sie sich an ihn drangte, als drau?en Kutschrader uber das Pflaster rollten.»Ozzard wird sich um deine Wunsche kummern, und Yovell wird dir alles sagen, was du wissen willst. Ich wurde dir gern auch Allday lassen, aber.»

«Das wurde ich nie erlauben. Du ohne deinen Schatten, nein!»

Die Tur offnete sich einen Spalt breit, und ein Diener meldete:»Die Kutsche ist da, Sir Richard!»

Bolitho legte ihr den Arm um die Schultern.»Komm«, sagte er,»wir gehen zusammen hinunter. Ich habe dir noch soviel zu sagen, aber es wird mir erst auf dem Weg nach Dover einfallen.»

Catherine sah die Treppe an und erinnerte sich, wie Bolitho sie hier zartlich nach oben getragen hatte, nachdem er sie aus dem Gefangnis befreit hatte: eine barfu?ige, schmutzige Frau. Jetzt sah sie den anderen Bolitho — den Mann in Uniform.

Der Abend war kuhl. Bolitho nahm sie in den Arm.»Nichts kann uns trennen, aber dieser Einsatz mu? sein. Vielleicht la?t Val Keene sich hier sehen, ich habe ihm geschrieben. «Hinten auf der Kutsche sah er den vierschrotigen Umri? Alldays sitzen.

Sie buckte sich und reichte ihm ein Blatt, das der Wind gegen ihren Fu? geweht hatte.»Erinnerst du dich an das Efeublatt? Dies hier soll dich zu mir zuruckbringen. Komm bald wieder, Liebster! Ich habe dich doch gerade erst gefunden.»

Er ku?te sie, als konne er sich nie mehr von ihr losen. Und dann waren sie plotzlich getrennt. Allday gru?te und hielt den Wagenschlag auf. Bolitho bemerkte weder Initialen noch Wappen auf der Tur. Man behandelte seinen Auftrag in der Tat als Geheimsache.

Catherine reichte Allday Bolithos Bootsmantel.»Bitte kummere dich um ihn, Allday, so treu wie immer.»

Allday lachelte mitfuhlend.»Wir sind schneller zuruck, als Sie glauben, Mylady. «Er stieg auf seinen Sitz. Bolitho beugte sich aus dem Fenster.»Mein Herz bleibt bei dir«, sagte er,»ich. «Doch da losten sich schon die Bremsen, die Peitsche knallte und das Geschirr der Pferde klirrte. Die Kutsche rollte uber die Steine davon.