Donner unter der Kimm: Admiral Bolitho und das Tribunal von Malta, стр. 23

«Das wurde ich jedenfalls machen. «Bolitho packte seinen Degen, lie? ihn aber entmutigt wieder in die Scheide gleiten. Die Waffe schien seine Hilflosigkeit nur noch zu betonen. Wie sollte er das Belinda beibringen? Der Gedanke, wieder Kriegsgefangener zu sein, war ihm unertraglich. Dann schon lieber sterben.

«Und wenn sie uns entern?«fragte Hallowes.

«Dann setzen Sie das Schiff in Brand«, erwiderte Bolitho ruhig. Er spurte, da? seine Worte den jungen Leutnant hart trafen.»Es gibt keine einfache Losung, Leutnant. Der Feind darf Supreme nicht als Prise in die Hand bekommen. «Er zog ihn naher heran, damit die anderen ihn nicht horen konnten.»Streichen Sie wenn notig die Flagge, um die Mannschaft zu retten. Aber versenken Sie das Schiff. «Er machte eine Pause, um seine Worte wirken zu lassen.

Als Hallowes endlich antwortete, klang seine Stimme fest und entschlossen.»Ich werde Sie nicht im Stich lassen, Sir.»

Bolitho wandte sich ab, um seine Qual zu verbergen.»Das wu?te ich, als ich Sie fur dieses Kommando empfahl.»

Ach, Belinda, was habe ich fur Dummheiten gesagt und geschrieben. Jetzt ist es zu spat.

Er dachte an Keen und wu?te, da? er das Geschwader kompetent fuhren wurde. Eines Tages wurde auch er eine Admiralsflagge setzen konnen.

«Ich hab' was gehort«, murmelte ein Mann.»Ein Poltern von Riemen.»

«Die beiden haben ein Boot«, sagte Hallowes.

Der Ruf scholl ubers Wasser und schien wie ein Echo uber dem sanft bewegten Deck zu hangen.

«Sheaffe hat sie gesehen!»

Ein Schu? fiel.

«Prachtig, dieser Narr hat ihre Position verraten, Sir. «Stayt schien so aufgeregt und mordlustig, wie Keen ihn auf dem Straflingsschiff erlebt hatte.»Sie kommen naher. «Stayt mu?te sich geduckt haben, um in Hohe der Schanzkleidkante die dunklen Schatten auf dem Wasser auszumachen.»Mindestens drei Boote, Sir.»

Gemurmel an Deck, und Okes knurrte:»Ruhe!»

Bolitho horte das metallische Klicken einer Drehbasse, die gesenkt wurde, und hier und dort das Quietschen einer Handspake, als ein Vierpfunder gerichtet wurde. Jede Mundung wies blind in die Finsternis.

«Bankart, komm zu mir«, sagte Bolitho. Er spurte den jungen Seemann neben sich wie sonst Allday.»Du sollst mir die Augen ersetzen. «An Stayt gewandt, fugte er hinzu:»Ubernehmen Sie den Befehl auf dem Vorschiff. Kappen Sie die Ankertrosse, wenn es sein mu?. «Er horte, wie Stayt sich entfernte, und kam sich ohne ihn plotzlich verlassen vor.

Er dachte an das Madchen, das Keen aufs Flaggschiff gebracht hatte, an seinen Blick, wenn er ihren Namen erwahnte. Wenn Argonaute ins Gefecht segelte, mochte sie noch immer an Bord sein.

Wieder der sengende Schmerz in seinen Augen, als ihn die Erinnerung uberkam. Ins Gefecht segeln. Auch Cheney war damals an Bord seines Schiffes gewesen, als der Donner der Breitseiten die Decks erzittern lie?. Cheney.

«Achtung, Jungs!«Hallowes zog seinen Degen.»Ziel auffassen!»

Bolitho beugte sich vor; er hatte Riemenschlag gehort.

«Feuer!»

Die Nacht explodierte.

VII Streichen oder sterben?

Das Knallen von Supremes Vierpfundern war ohrenbetaubend. Da sie von Land umgeben waren, hallte es von allen Seiten wider, als lieferten sich zwei Schiffe ein Gefecht.

Bolitho packte Bankarts Arm.»Los, rede!»

Bankart berichtete, da? die Kartatschengeschosse wie stahlerne Dreschflegel in das erste franzosische Boot gefahren waren. Er konnte gerade noch aufsteigende wei?e Gischt ausmachen und den jahen Lichtblitz einer explodierenden Laterne, ehe die Nacht alles wieder verhullte.

«Nur ruhig Blut, Jungs!«schrie Hallowes.»Auswischen und nachladen!»

Bolitho neigte den Kopf und horte jemanden schreien, andere brullend im Wasser um sich schlagen. Sie mu?ten mit ihrer Breitseite eines der Boote vollig vernichtet haben. Eine einsame Stimme brullte Befehle.

«Die Boote verteilen sich, Sir«, flusterte Bankart.

«Schade, da? sie nicht versuchen, ihre Kameraden zu retten«, grollte Okes.»Mit der nachsten Breitseite hatten wir sie dann erwischt.»

«Batterie klar zum Feuern, Sir!»

«Feuer!«Geschutz nach Geschutz brullte auf, und die Manner husteten und wurgten, als der Pulverdampf binnenbords geweht wurde. Bolitho griff nach seinem Verband. Durch ihn hindurch hatte er Licht gesehen. Nicht viel, eher wie Blitze hinter einem Vorhang. Aber immerhin etwas.

Musketenkugeln pfiffen uber sie hinweg, einige trafen den Rumpf. Den vom Mundungsfeuer geblendeten Offizieren fiel es nun schwerer, die feindlichen Boote auszumachen.

«Was siehst du?«fragte Bolitho.

Bankart berichtete:»Eines lauft an Steuerbord direkt auf uns zu, Sir.»

Bolitho umklammerte seinen Degen so fest, da? der Schmerz ihn beruhigte. Er horte, wie um ihn herum Manner flusterten, Entermesser zischend gezogen wurden, wie man Piken an die Geschutzbedienungen ausgab.

«Ziel auffassen!»

Wieder und wieder zerfetzten die Vierpfunder die Nacht, und ihre Geschosse peitschten das Wasser. Doch keines fand ein Ziel.

«Ich habe im Mundungsfeuer ein franzosisches Boot ganz nahe gesehen, Sir!«sagte Bankart aufgeregt.

Bolitho wandte den Kopf. Wo waren die anderen?

«Enterer abwehren!«Hallowes brullte wie damals, als er mit Adam die Argonaute geentert hatte.»Drauf, Manner!»

Bolitho horte das dumpfe Poltern der Draggen, Schreie, die scheinbar zu seinen Fu?en aufstiegen, das Klirren von Stahl und mehrere Schusse. Ob von Freund oder Feind, konnte er nicht sagen.

Ein Mann prallte gegen ihn. Bankart zerrte Bolitho beiseite.»Zuruck, Sir! Den hat's erwischt!»

«Nach Backbord, Jungs!«brullte jemand.

Bolitho bi? die Zahne zusammen, als um ihn herum weitere Kugeln einschlugen. Wie erwartet, horte er ein Boot krachend gegen das Heck prallen. Die Schreie und Fluche der Enterer und Verteidiger steigerten sich noch, als sie mit Klingen, Axten und Piken in den Nahkampf gingen; zum Nachladen war keine Zeit geblieben. Bolitho wurde erneut beiseitegesto?en, zwei Gestalten kampften miteinander, wahrend er sich ans Schanzkleid pre?te. Er erwartete nun jeden Augenblick den Hieb oder Stich einer Klinge. Ein Mann schrie fast vor seinem Gesicht; er konnte sein Entsetzen, seinen Schmerz spuren, ehe ein gra?lich dumpfer Schlag ihn zum Schweigen brachte. Wie oft hatte Allday ihn so beschutzt, einem Angreifer mit dem Entermesser den Schadel gespalten.

«Danke, Bankart«, sagte er.

Stayt keuchte:»Ich bin's, Sir. Sah aus, als waren Sie umzingelt. «In Hufthohe knallte eine Pistole, und Stayt sagte grimmig:»Da, du Dreckskerl!»

«Sie weichen zuruck!»

Jemand stie? ein heiseres Hurra aus, und Bolitho horte Manner polternd in ein Boot fallen und andere in dem Versuch, den wutenden Englandern zu entkommen, ins Wasser springen.

«Weg da, Trottel!«brullte Okes.»La? mich an die Drehbasse!»

Bolitho horte Riemen schlagen und wu?te, da? er nun direkt auf eines der franzosischen Boote hinabschauen konnte — wenn er Augen zum Sehen gehabt hatte.

Stayt zog ihn am Arm zuruck.»Vorsicht!»

Die Drehbasse ging mit einem gewaltigen Knall los. Einen Sekundenbruchteil zuvor hatte Bolitho geglaubt, einen flehenden Schrei gehort zu haben, als ein Franzose erkannte, was Okes vorhatte.

«Da unten kann keine Seele mehr am Leben sein«, sagte Stayt leise. Bolitho, dem die Explosion noch in den Ohren klang, verstand ihn kaum.

Eine Pfeife schrillte, und er horte Hallowes rufen:»Feuer einstellen!«Dann, mit fast brechender Stimme:»Gut gemacht, Jungs!»

«Wir haben ein paar Manner verloren«, berichtete Stayt.»Aber nicht zu viele.»

«Ruhe an Deck!»

Die jahe Stille war fast noch schlimmer. Bolitho horte Verwundete stohnen und schluchzen. Wie sollte ihnen ohne Schiffsarzt geholfen werden?

In der Ferne klatschten Ruder ins Wasser — es war also noch ein weiteres Boot dagewesen, vielleicht sogar mehrere. Ohne Sheaffes Warnung hatten die Franzosen den Kutter uberrannt.