Fieber an Bord: Fregattenkapitan Bolitho in Polynesien, стр. 61

«Das war eine Nachricht fur uns, Mr. Keen. «Bolitho wandte sich vom Wasser ab. Seine Augen schmerzten vom Rauch oder der Bitterkeit seiner Entdeckung.»Tuke hat seinen Preis genannt. «Er sah Hardacre an und fugte hinzu:»Namlich diese Siedlung. Ohne den Schutz der Eurotas konnen wir sie nicht halten. Wenn er sich erst hier festgesetzt hat, ist ein Regiment Marinesoldaten notwendig, um ihn wieder zu vertreiben.»

Bedruckt fragte Keen:»Und wir haben keine Hilfe zu erwarten, Sir?»

Wie um diese Worte zu unterstreichen, brach der Bug des Schoners durch die Wasseroberflache und trieb von dem gro?en, schaumenden Wirbel der Trummer und verkohlten Uberreste weg.

Abrupt sagte Bolitho:»Folgen Sie mir.»

Er fand Pyper und die ubrigen Leute in der Nahe der

Lazaretthutte. Auch die Rekonvaleszenten befanden sich dort.

Bolitho sah der Reihe nach jeden einzelnen an, ehe er begann:»Es ist meine Uberzeugung, da? Tuke sich in den Besitz der Mittel gesetzt hat, um diese Insel und alle anderen zu erobern. Sonst wurde er nicht einen Schoner als Brander vergeuden. Er ware fur seine Flottille zu wertvoll. «Er sah, da? er von allen verstanden wurde.»Tuke wird jeden Eingeborenen toten, der sich ihm widersetzt, und seine Methoden haben Sie ja kennengelernt, sowohl an Bord der Eurotas als auch an Land.»

Er wu?te, da? Viola ihn genau beobachtete, sich ihrer eigenen Leiden erinnerte, als das Transportschiff gekapert worden war. Sie griff sich sogar an die Schulter, an die Stelle, wo ihr Kleid die rote Brandnarbe verbarg, die Tuke ihr beigebracht hatte.

Er fuhr fort:»Keiner von uns ist vom Fieber befallen worden, obwohl rings um uns viele daran gestorben sind. Vielleicht sind wir also davor sicher. Mag sein, da? wir zu schlecht sind, um schon erlost zu werden. «Bolitho sah Miller und Quare grinsen, wie er es von ihnen erwartet hatte. Von der anderen Seite der kleinen Lichtung her beobachtete Allday ihn gelassen. Er hatte derlei schon fruher gehort.

Bolitho sagte:»Nur ein einziges Schiff kann den Kampf mit Tuke aufnehmen, gleichgultig, uber welche Krafte er jetzt verfugt: die Tempest ist ihm mehr als gewachsen. «Blissett nickte, und Lenoir, der Franzose, bekreuzigte sich. Orlando stand abseits von den anderen, die Arme vor der Brust gekreuzt, einen Fu? auf der letzten Kiste Schiffszwieback. Er sah kraftvoll aus und irgendwie majestatisch.

Langsam fugte Bolitho hinzu:»Doch zwischen uns und der Tempest liegen funfhundert Meilen, Jungs. «Er konnte ihre Zweifel erkennen. Funfhundert? Es konnten ebensogut funftausend sein.

Bolitho blickte in ihre angespannten Gesichter, wunschte, er konne es ihnen ersparen.

«Ich beabsichtige, ein Langboot zu nehmen und so viele Freiwillige, wie sich bereitfinden, um unsere Tempest zu suchen.»

Es folgte ein langes, benommenes Schweigen. Als Pyper dann mit einer provisorischen Kladde vortrat, meinte Allday:»Ware es nicht besser, beide Langboote zu nehmen, Captain?«Er lachelte trage.»Gro?ere Chancen, denke ich. «Pyper rief:»Freiwillige heben die Hand!«Der Bootsmannsmaat Miller erwiderte:»Nicht notig. Wir kommen alle mit. «Er grinste mit seinem Raubtiergebi?.»Zwei Langboote, was, Jungs?»

Alle drangten nach vorn, klatschten sich gegenseitig auf den Rucken und grinsten, als ob ihnen etwas Kostbares angeboten worden ware.

Bolitho sah auf seine Hande und erwartete, da? sie zitterten. Er horte Viola sagen:»Du kannst mich nicht zurucklassen, Richard.»

Er blickte sie an. Sein Widerspruch verstummte, als sie seine Hande nahm. Da nickte er.»Besser gemeinsam, Liebste.»

Allday rausperte sich.»Verzeihung, Ma'am, aber ein offenes Boot voller Matrosen ist kein Platz fur eine Dame. «Es klang schockiert.»Ich meine, Captain, es ware nicht recht. «Viola sah ihn von oben bis unten an.»Ich kenne das alles schon. Und ich glaube, da? Sie mich brauchen, damit ich Ihre Unverschamtheit in Grenzen halte, Allday. «Sie lachelte.»Wann fahren wir?»

Bolitho zog seine Uhr und bemerkte, da? Viola zusah, als er den Deckel aufspringen lie?.

«In der Dammerung. Wenn wir fruher losfahren, konnten die Wachen in Panik geraten und auf uns schie?en, um uns zuruckzuhalten.»

Er fuhrte sie von den anderen und ihrer merkwurdigen, befreiten Erregung fort.

«Ich wei? nicht, Viola, ob ich es schaffe. Funfhundert Meilen… Und selbst dann…»

Sie nahm seinen Arm und drehte ihn sanft den Hutten zu.»Sieh dir den Marinesoldaten an, Richard, diesen Billyboy. Er war schwer verwundet, aber jetzt ist er wieder auf den Beinen. Und auch den beiden anderen geht es viel besser. Mit solchen Mannern wirst du es selbstverstandlich schaffen. «Sie wollte sich abwenden, sagte aber noch:»Und bitte nicht Hardacre, sich um mich zu kummern, bis du zuruckkommst. Wir bleiben zusammen. «Sie sah ihn fest an.»Das ist unser Gelubde. «Er nickte.»Wenn du entschlossen bist?«Sie warf den Kopf zuruck, und er sah sie so wie beim erstenmal vor funf Jahren. Ihre ganze Energie und das, was er damals fur Arroganz gehalten hatte. Trotz ihres zerrissenen Kleides und ihrer abgetretenen Schuhe war diese Frau unverkennbar im Vollbesitz ihrer Kraft.»Noch nie war ich so fest entschlossen, Liebster. Zu allem!»

XIV Wenn, nicht falls

Bolitho lockerte den Griff an der Pinne und sagte:»Wir wollen eine Weile treiben, Mr. Pyper. Rufen Sie das andere Boot an.»

Dankbar holten die Ruderer die Riemen ein und lie?en sich wie Betende darubersinken. Die Boote ungesehen und unangefochten von der Pier fortzubringen, war ein

Kinderspiel gewesen im Vergleich dazu, einen sicheren

Kurs zwischen den Riffen zu finden. Die Stromung war sehr stark, und wie um ihren muhsamen Anstrengungen zu spotten, hatte sie hinter der Landzunge ein unerwartet heftiger Wind angegriffen; es bedurfte der ganzen Krafte jedes einzelnen, um offenes Wasser zu erreichen.

Jetzt stand die Sonne schon hoch am leeren Himmel, und es war schwer, es sich noch einmal vorzustellen.

Bolitho sah forschend uber das Boot, beobachtete, wie jeder einzelne reagierte, sich der Situation anpa?te.

Dicht hinter ihrem Heck holte das andere Boot auf, und

Bolitho sah Keen an der Pinne, der auf einen Ruderer deutete oder jemandem Ratschlage erteilte, wie er mit seinem Schlag mehr Wirkung erzielen konnte.

Bolitho wu?te aus seinem eigenen Boot nur zu gut, mit welchen Problemen Keen fertig werden mu?te. Die beiden

Besatzungen waren so gleichwertig wie moglich eingeteilt,

die paar Matrosen zwischen den ubrigen, den Seesoldaten und den Verwundeten, eingesetzt.

Er blickte auf Violas Hand auf dem Dollbord. Wahrend der heftig sto?enden Fahrt durch das unruhige Wasser hatte sie kaum ein Wort gesagt, doch als er seine Hand nach ihr ausstreckte, hatte sie zu ihm aufgeblickt und gelachelt. Mehr nicht. Und dennoch hatte es ihm in diesem Augenblick mehr Zutrauen gegeben, mehr Frieden, als er je erlebt hatte. Er richtete seine Gedanken auf seine Aufgabe. Funfhundert Meilen. Im allergunstigsten Fall, wenn alles nach Wunsch verlief und keiner krank wurde, wurden sie uber eine Woche brauchen. Die Boote hatten keine Segel, aber Miller hatte ein paar Fetzen Leinwand entdeckt und versprochen, er wolle ein Behelfsrigg basteln, um das Boot ruhiger zu halten und den Ruderern einen Teil der knochenbrechenden Arbeit abzunehmen.

Was fur eine Mischung, dachte er, als er in jedes der erschopften, bartigen Gesichter sah. Miller und der Marinesoldat Blissett. Jenner und Orlando und die beiden Verletzten, der Marinesoldat Billyboy und Evans, der Maler des Schiffes.

Er begegnete Alldays Blick und nickte. Wenn Allday sich zuruckgesetzt fuhlte, weil er als Ruderer mit im Boot sa?, statt es als Bootsfuhrer zu steuern, so zeigte er es nicht.»Zu jeder anderen Zeit ware es ein schoner Anblick, Captain.»

Bolitho blickte zuruck. Die Inseln sahen alle gleich aus, blau und dunstig in der Morgensonne.