Bruderkampf: Richard Bolitho, Kapitan in Ketten, стр. 6

Herrick rief vom Bug:»Anker auf, Sir!»

Die Fregatte fiel ab und krangte schwer, als eine Bo sie traf und aufs Wasser zu pressen drohte.

Vibart krachzte:»An die Brassen! Vorwarts!»

Die Leute an den Brassen legten sich keuchend ins Zeug, bis die gro?en Rahen knarrend herumschwangen. Der Wind fullte die Segel, und die sich blahende Leinwand donnerte. Die Phalarope drehte ab und nahm Fahrt auf.

Als der Anker gekattet und gefischt war, sank das Land an Steuerbord zuruck, die Insel Wight blieb hinter dem Regen- und Gischtvorhang fast verborgen.

Alles knarrte und knallte, wahrend das Schiff weiter auf den befohlenen Kurs eindrehte; die Wanten und Fallen summten und wimmerten wie die Saiten eines verruckten Orchesters.

Bolitho beobachtete die oben nicht mehr benotigten Leute. Sie rutschten die Stagen hinab und unterstutzten die Leute an den Brassen.»Legen Sie sie auf Backbordbug, Mr. Vibart. «Er schaute uber die Heckreling und versuchte sich daran zu erinnern, was an Kapitan Pomfret so furchtbar gewesen war. Er dachte an die kalten Augen des Mannes, an die eingeschuchterten Gesichter der Leute.

Proby stand mit gekrummtem Rucken neben dem Ruderganger. Sein verbeulter alter Hut sa? ihm wie ein Kerzenloscher auf den Ohren.»Lassen Sie sie laufen, Mr. Proby«, sagte Bolitho.»Spater mussen wir vielleicht reffen, aber ich mochte Falmouth so schnell wie moglich erreichen.»

Der Steuermann musterte die schlanke Gestalt des Kapitans und saugte an den Zahnen. Pomfret hatte die Fregatte nie frei laufen lassen. Jetzt flog sie wie verruckt dahin, als sich immer mehr Segel an den Rahen entfalteten und sich knatternd mit Wind fullten. Er blickte zu den Masttopps hinauf und meinte beinahe zu sehen, wie sie sich bogen. Aber er sah nicht mehr allzu gut, daher unterlie? er jede Bemerkung.

Vibart stand an der Achterdeckreling. Einen Fu? auf dem Schlitten einer Karronade, beobachtete er aus zusammengekniffenen Augen die Leute an ihren Stationen. Einmal blickte er nach Portsmouth zuruck, wo Pomfret das Schiff hatte verlassen mussen, wo Bolitho an Bord gekommen war, um ihn zu ersetzen und dadurch seine, Vibarts, Chance auf Beforderung zunichte gemacht hatte.

Er betrachtete Bolithos Profil, und Wut loderte in ihm auf wie Feuer. Zwischen Portsmouth und Hoods Geschwader lagen funftausend Seemeilen. Bis sie dort waren, konnte noch viel passieren.

Er fuhr hoch, als Bolitho brusk sagte:»Entlassen Sie die Wache unter Deck, und verdoppeln Sie die Leute im Ausguck. «Er wies auf den offenen Kanal.»Hier ist jeder ein Feind. «Und mit einem nachdenklichen Blick auf Vibart ging er nach unten.

II Flucht vor den Pre?kommandos

Die Mannschaft der Gig pullte mit gleichma?igem Schlag auf die steinerne Anlegestelle zu. Die Manner waren erleichtert, als Stockdale den Befehl» Riemen ein «knurrte, und der Bugsgast mit dem Bootshaken nach einem Ringbolzen angelte.

Bolithos Blick ging zur Fregatte zuruck. Die Phalarope lag in der Falmouth Bay sicher vor Anker. Ihr glatter Umri? hob sich schwarz und scharf gegen die See und die Sonne ab, die schlie?lich doch durch die treibenden Wolkenfetzen gebrochen war. Das Schiff hatte sich der Landspitze nur langsam genahert, und er hegte keinerlei Zweifel, da? seine Anwesenheit langst gemeldet worden war und jeder gesunde Mann der Stadt die rechtzeitige Warnung genutzt hatte, um vor dem gefurchteten Pre?kommando zu fliehen.

Leutnant Thomas Herrick sa? stumm neben ihm. Er hatte sich in seinen Mantel gehullt und spahte zu den regennassen Bergen hinter der Stadt und auf die grauen Mauern der Zitadelle oberhalb Carrick Roads. In der Geborgenheit der Reede lagen mehrere kleine Schiffe vor Anker. Kustenfahrzeuge und dickbauchige Fischerboote erfreuten sich des Schutzes, den dieser Ankerplatz bot.

«Ein Spaziergang wird uns guttun, Mr. Herrick«, sagte Bolitho.»Konnte fur eine Weile die letzte Moglichkeit dazu sein. «Er stieg steif aus dem Boot und wartete, bis Herrick ihm die ausgetretenen Stufen hinauf gefolgt war. Ein alter Seemann mit grauem Bart rief:»Willkommen, Kapitan. Feines Schiff, das Sie da drau?en haben.»

Bolitho nickte. Er stammte selbst aus Cornwall, war in Falmouth geboren. Daher wu?te er nur zu gut, da? kein jungerer Mann es wagen wurde, sich hier aufzubauen und einem Offizier des Konigs mit mu?igen Bemerkungen zu kommen. Fregatten waren zu beschaftigt, um einen Hafen anzulaufen, es sei denn, sie wollten Leute ausheben. Genau das hatte Vibart geltend gemacht, wahrend die Phalarope mit im Wind donnernden Segeln durch die Nacht scho?. Doch als Bolitho seinen Plan darlegte, schwieg sogar er.

In seiner Jugend hatte Bolitho haufig Kriegsschiffe in die Bucht einlaufen sehen. Und er hatte gehort, wie die Nachricht durch die engen Stra?en gerufen wurde. Wie ein Alarmsignal ging der Ruf von einem Haus zum anderen. Die jungen Manner warfen dann ihre Arbeit hin, verabschiedeten sich hastig von ihren Familien und Freunden und zogen sich in die Sicherheit der Berge zuruck. Von dort konnten sie alles beobachten und warten, bis das Schiff wieder Segel setzte und unter dem Horizont verschwand.

Uber die Hugel lief eine schlechte Kustenstra?e von Falmouth in nordostlicher Richtung nach Gerrans Bay und St. Austell. Kein Pre?kommando wurde sich die Muhe machen, die Leute bis dort zu verfolgen. Die Manner der Pre?kommandos wu?ten nur zu gut, da? sie durch ihre Waffen so behindert waren, da? alle Anstrengungen vergeblich bleiben mu?ten. So konzentrierten sie sich auf die wenigen Leute, die langsam oder dumm genug waren, den Mannern des Konigs einen leichten Fang zu erlauben.

In pechschwarzer Nacht hatte Bolitho das Schiff unter Land gebracht und beigedreht, wobei es durch den steifen Wind und die schnelle ablandige Stromung gefahrlich krangte. Old Proby hatte zuerst gezweifelt, dann aber seine Bewunderung offen gezeigt. Hier gab es keine Leuchtfeuer, und bis auf einen nebelhaften Schatten bewies nichts, da? Bolitho genau den Punkt unterhalb Gerrans Bay getroffen hatte, an dem die Karte einen winzigen, halbmondformigen Streifen Strand auswies.

Bald nachdem Portsmouth hinter ihnen lag, war ein Landungskommando zusammengestellt worden. Die ausgewahlten Leute, deren Gesichter im Licht einer Blendlaterne bleich schimmerten, hatten unterhalb des Achterdecks Bolithos Instruktionen entgegengenommen.

«Ich setze euch in zwei Kuttern an Land. Es werden zwei Gruppen gebildet. Mr. Vibart und Mr. Maynard fuhren die eine, und Mr. Farquhar fuhrt die andere. «Bolitho suchte das ernste Gesicht von Brock, dem ersten Stuckmeister.»Mr. Brock gehort ebenfalls zur zweiten Gruppe. «Sich selbst uberlassen, ware Farquhar womoglich zu draufgangerisch. Brocks Erfahrung wurde ein guter Ausgleich sein.

«Wie ich Falmouth kenne, werden sich die Manner, hinter denen wir her sind, so schnell wie moglich uber die Kustenstra?e davongemacht haben. Wenn die beiden Kommandos auf der Stra?e von Pendower Beach herauf ein gutes Marschtempo vorlegen, werden ihnen die Leute direkt in die Arme laufen. Das macht uns die Auswahl leichter, denke ich. «Bolitho bemerkte, da? Brock anerkennend nickte.»Die Boote kehren zum Schiff zuruck, und die Kommandos marschieren mit den Leuten direkt nach Falmouth. «Einige Manner seufzten, und Bolitho fugte ruhig hinzu:»Es sind nur funf Meilen. Immer noch besser, als fur nichts und wieder nichts die ganze Stadt zu durchkammen.»

So hatten seine Befehle gelautet. Und jetzt ging er mit Herrick die ansteigende Stra?e zu den sauberen Hausern hinauf, wobei er auf dem Kopfsteinpflaster, an das er sich so gut erinnerte, ab und zu ausglitt. Zu diesem Zeitpunkt mu?te Vibart bereits einige Leute aufgebracht haben. Wenn das nicht der Fall war, wenn ihm, Bolitho, eine Fehlkalkulation unterlaufen war, wurde das die Spannungen auf der Phalarope nur noch steigern.