Die Entscheidung: Kapitan Bolitho in der Falle, стр. 37

Glass richtete die Drehbasse nach unten und zog an der Abzugsschnur, verwandelte das uberfullte Boot in eine schreiende, blutige Masse.

Das war mehr als genug fur das zweite Boot. Das Krachen der Musketen, der verheerende Kartatschenhagel aus Glass' Drehbasse genugten, um die Riemen bewegungslos zu machen. Kaum ein Mann bewegte sich, als die Gig langsseits kam und festmachte. Uber das aufgewuhlte Wasser hinweg brullte Stockdale:»Geschafft, Sir!«Nach einer Pause rief er nochmals:»In diesem hier sind ein Dutzend englische Gefangene!»

Bolitho wand sich ab, ihm wurde ubel. Er sah, wie Dalkeith und seine Maaten zu dem ersten Boot hinunterkletterten, und stellte sich vor, was sie dort fur wimmernde Wesen finden wurden. Es hatte genausogut das zweite Boot gewesen sein konnen, und dann hatten die Kartatschen sich ihren blutigen Weg durch die eigenen Leute gegraben.

Er sagte heiser:»Holen Sie diese Leute an Bord, Mr. Heyward. Dann senden Sie die Gig zur Heran. Farr wird sich fragen, was, zum Teufel, wir hier machen.»

Er wartete an der Schanzkleidpforte, als die ersten verwirrten Manner an Bord gesto?en oder gehievt wurden, vorbei an den aufgefierten Enternetzen. Die zweite Bootsladung, sowohl die Franzosen als auch die Englander, kamen mit offensichtlicher Erleichterung. Die Franzosen, weil ihnen das Blutbad ihrer Kameraden erspart geblieben war; die englischen Rotrocke hatten andere Grunde, aber ihr unglaubiges Staunen war mitleiderregend anzusehen.

Zerlumpt und schmutzig, sahen sie eher wie Vogelscheuchen als wie ausgebildete Soldaten aus.

Bolitho sagte:»Bringen Sie die Gefangenen hinunter, Mr. Graves. «An die Rotrocke gewandt, fugte er hinzu:»Keine Angst. Dies ist ein Schiff des Konigs.»

Ein junger Fahnrich trat vor und rief:»Ich danke Ihnen, Kapitan! Wir alle danken Ihnen.»

Bolitho ergriff seine Hand.»Sie werden hier so viel Ruhe und Hilfe wie moglich finden. Zuerst aber mu? ich wissen, was hier geschieht.»

Der Offizier rieb sich die Augen.»Wir wurden vor einigen Tagen gefangengenommen. Es war ein Scharmutzel mit einer ihrer Patrouillen. Die meisten meiner Manner wurden getotet. «Er wiegte sich hin und her.»Ich kann es immer noch nicht glauben, da? wir gerettet sind.»

Bolitho fragte weiter:»Halt General Cornwallis Yorktown?»

«Ja. Aber ich nehme an, Sie wissen, Sir, da? Washington und der franzosische General Rochambeau den Hudson vor einigen Wochen uberquert haben, um die Chesapeake Bay zu erreichen. Sie haben Yorktown mit einer gro?en Armee eingekreist. Eine Muskete hinter jedem Baum. Aber als wir horten, da? ein englisches Geschwader in die Bucht eingefahren war, dachten wir, wir waren gerettet. Ich verstehe etwas franzosisch und horte die Wachen uber die Ankunft der Schiffe sprechen.»

Heyward sagte:»Hoods Flotte.»

Bolitho nickte.»Wann war das?»

Der Fahnrich zuckte die Schultern.»Vor etwa drei Tagen. Ich habe alles Zeitgefuhl verloren.»

Bolitho versuchte, nicht auf die mitleiderregenden Schreie au?enbords zu horen. Vor drei Tagen? Das pa?te zu dem, was Odell berichtet hatte. Hood war wahrscheinlich nur kurz in die Bucht eingelaufen, hatte kein Zeichen von de Grasse gefunden und war nach New York weitergesegelt.

Der Fahnrich fugte lahm hinzu:»Die Franzosen erwarteten ihre eigene Flotte. Deshalb, als jemand sie in ihrer eigenen Sprache anrief.»

«Was?«Bolitho packte ihn am Arm, seine Stimme war rauh, trotz der elenden Verfassung des Mannes.»Erwarten ihre eigene Flotte?»

Der Fahnrich starrte ihn an.»Aber ich dachte… Ich stellte mir vor, da? unsere Schiffe weitergefahren waren, um gegen diese Flotte zu kampfen, Sir!»

«Nein. «Er lie? seinen Arm los.»Ich furchte, da? es zu spat sein wird, wenn sie in New York ihren Irrtum entdecken.»

«Dann ist die Armee verloren, Sir. «Der Fahnrich ging unsicher zur Reeling.»All dies. «Er schrie uber das dunkle Wasser:»Alles umsonst!»

Dalkeith erschien an Deck und nahm den Arm des Offiziers.

Bolitho sagte:»Pflegen Sie sie gut.»

Er wandte sich ab. Sie wurden sehr bald wieder Gefangene sein, wenn er nicht den richtigen Entschlu? fa?te.

Buckle beobachtete ihn besorgt.»Was ist mit Mr. Tyrell, Sir?»

«Glauben Sie denn, ich hatte nicht an ihn gedacht?«Er sah, wie Buckle zuruckzuckte.»Wir werden sofort die Heran benachrichtigen. Wenn Farr heute nacht hier wegkommen kann, mu? er Admiral Graves die Neuigkeiten bringen. Vielleicht ist noch Zeit. «Er sah den Zahlmeister an einer Luke lehnen.»Holen Sie Papier, ich will eine Nachricht fur Farr schreiben.»

Zu Buckle gewandt fugte er hinzu:»Tut mir leid, da? ich Sie angefahren habe. Es war eine berechtigte Frage.»

Er blickte zum Land hin.»Wir werden beim ersten Tageslicht Anker lichten und naher an die Kuste heranfahren. Machen Sie die Riemen fertig, falls uns der Wind verla?t. Ich werde Tyrell und seine Manner nicht kampflos aufgeben.»

Nur die Tapferen

Stockdale watschelte uber das Achterdeck und hielt ihm einen Zinnkrug hin.»Hier, Sir, Kaffee.»

Bolitho hob den Krug an die Lippen. Der Kaffee war kaum warm, nahm ihm aber die Trockenheit im Hals.

Stockdale fugte heiser hinzu:»Das Feuer in der Kombuse war geloscht, also mu?te ich ihn auf einer Laterne in der Waffenkammer aufwarmen.»

Bolitho nickte ihm zu. War es Einbildung, oder wurden Stockdales Zuge im Dammerlicht deutlicher? Er schauderte vor Kalte. Es war wahrscheinlicher, da? er zu lange an Deck geblieben war, wartend und uberlegend. Es konnte nichts Gutes dabei herauskommen, wenn er auf Deck hin und her ging und seine Ideen wieder und wieder uberdachte.

«Das war ein guter Gedanke. «Er gab ihm den Krug zuruck.»Ich fuhle mich jetzt wach.»

Er spahte hinauf zur Takelage und den zusammengerollten Segeln. Die Sterne waren noch da, aber blasser. Das war keine Einbildung.

«Wo steht der Wind?»

Stockdale uberlegte sich die Frage.»Wie vorher, Sir. NordNordwest, wenn ich nicht irre.»

Bolitho bi? sich auf die Lippen. Er war schon zu demselben Schlu? gelangt. Stockdale hatte gewohnlich recht, aber seine Bestatigung half ihm auch nicht weiter.

Er sagte:»Geh und hol den Steuermann. Er ist beim Niedergang.»

Buckle sprang bei Stockdales erster Beruhrung hellwach auf die Beine.»Was gibt es? Ein Angriff?»

«Langsam, Mr. Buckle. «Bolitho winkte ihn an die Reling.»Der Wind hat nachgelassen, kommt aber noch immer zu weit aus Norden, um uns zu helfen.»

Der Steuermann sagte nichts und wartete ab, was der Kapitan vorhatte.

«Wenn wir hier zu etwas nutze sein sollen, dann mussen wir tief in die Bucht einfahren. Es wurde aber Stunden dauern, immer hin und her kreuzen, und unsere Muhe wurde kaum belohnt. Wenn wir andererseits hier vor Anker liegenblieben, konnen wir weder dem Ersten Leutnant noch uns selbst helfen, sobald der Feind kommt.»

Buckle gahnte.»Das stimmt.»

«Rufen Sie also alle Mann an Deck und lassen Sie die Riemen auslegen. Wir werden sofort aufbrechen und nicht auf den Morgen warten.»

Buckle zog seine Uhr heraus und hielt sie an das Licht des Kompasses.

«Hm. Es wird hart werden, Sir. Aber die Stromung steht nicht zu stark gegen uns. «Er ging zu den Wanten hinuber und stie? eine dunkle Gestalt an, die friedlich auf den blo?en Planken schlief.

«Hoch, Junge! Sage Mr. Glass, er soll die Leute rufen. Vorwarts!»

Bolitho ging rasch in seine Kajute und konzentrierte sich einige Minuten lang auf seine Seekarte. Er erinnerte sich an das, was Tyrell ihm gesagt hatte, fugte die neuen Informationen dazu und entschied sich fur einen Plan. Uber der Kabine horte er das Trampeln der Fu?e am Ankerspill, das regelma?ige Klicken, als der Anker aufgeholt wurde.

Er zog seinen Rock an und befestigte das Degengehenk. Wie seltsam die Kajute im Licht der einsamen Laterne aussah. Klar zum Gefecht wie das ubrige Schiff, achzten die Geschutze leise hinter ihren geschlossenen Pforten; Pulver und Munition, Ladestucke und Rohrwischer, alles lag in Reichweite. Aber niemand stand daneben, denn wie die restlichen Manner vom Geschutzdeck wurden alle benotigt, um den Anker zu lichten und die Riemen zu bemannen. Die letzteren hatten sie schon einmal aus Gefahr gerettet. Diesmal konnten sie das vielleicht fur Tyrell und seine Manner tun.