Die Entscheidung: Kapitan Bolitho in der Falle, стр. 29

Auf beiden Schiffen herrschte vollige Stille, und die Mannschaft der Brigantine stand oder lag, der Gnade ihrer Angreifer ausgeliefert.

Bolitho sagte:»Danke. Das war knapp.»

Dalkeith schien nicht zu horen. Er sagte gebrochen:»Sie haben Majendie getotet. Wie einen Hund erschossen, als er versuchte, einen Verwundeten zu retten.»

Bolitho spurte die Finger des Arztes auf seinem Arm, als er das Hemd zu einer groben Bandage zerri?.

Er wandte sich um, die beiden Schiffe zu betrachten.

Einige seiner Manner riefen heiser hurra, als er zum Schanzkleid hinuberging, aber die meisten waren zu ausgepumpt, um sich uberhaupt zu bewegen.

Arger, Ekel, sowie ein Gefuhl des Verlustes uberfluteten ihn, als er durch seine keuchenden Leute ging. Wenn man daran dachte, da? Manner gestorben waren, nur weil jemand Reichtumer fur andere erlangen wollte, die fur jeden Vorwurf unerreichbar waren.

«Aber diesmal nicht!«Er sprach laut, ohne es zu merken.»Fur den heutigen Tag wird jemand bitter bezahlen mussen!»

Eines Mannes Schaden…

Konteradmiral Sir Evelyn Christie erhob sich hinter seinem Tisch, der mit Dokumenten beladen war, und beugte sich vor, um ihm die Hand zu reichen.

«Willkommen. «Er wies auf einen Stuhl.»Freut mich, Sie wiederzusehen.»

Bolitho setzte sich und beobachtete den Admiral, als dieser zur Heckgalerie hinuberging. Es war druckend hei?, und obwohl eine stete Brise uber Sandy Hook strich, war die Luft in der Prunkkajute des Flaggschiffs stickig.

Christie setzte abrupt hinzu:»Es tut mir leid, da? Sie so lange warten mu?ten. Aber die hohe Politik ist nichts fur einen jungen Kapitan. «Er lachelte.»Ihr Mut ist uber jeden Zweifel erhaben, doch hier in New York wurde man Sie am liebsten lebendig fressen!»

Bolitho versuchte, sich zu entspannen. Drei Tage, nachdem er Anker geworfen hatte, war er praktisch auf seinem Schiff arretiert worden. Nachdem er seinen Bericht an das Flaggschiff gegeben und seine Verwundeten zur weiteren Pflege an Land hatte bringen lassen, lie? man kaum Zweifel an seiner eigenen Lage. Es war kein eigentlicher Befehl ausgegeben worden, aber der Wachoffizier hatte ihm mitgeteilt, da? seine Anwesenheit an Bord im Interesse aller wunschenswert sei, bis der Admiral sich geau?ert hatte.

Er begann:»Wenn ich unrecht getan habe, dann.»

Christie blickte ihn erstaunt an.»Unrecht? Genau das Gegenteil. Aber Sie haben diesmal den Fuchs unter die Ganse gelassen. «Er zuckte die Schultern.»Doch Sie sind nicht an Bord gekommen, um zu horen, was Sie schon wissen. Ihre Aktion gegen die Five Sisters, die Tatsache, da? Sie gewisse Dokumente an sich bringen konnten, ehe ihr Besitzer sie vernichten konnte, uberwiegen bei weitem das Unbehagen anderswo.»

«Danke, Sir. «Er war immer noch nicht sicher, worauf Christies Ausfuhrungen abzielten.

«Es scheint jetzt festzustehen, da? der Kommandant der Brigantine, ein gewisser Matthew Crozier, die Absicht hatte, entweder einem feindlichen Schiff oder einem Spion entlang der Kuste Informationen weiterzugeben. Das wurde erklaren, warum er sich so weit ab vom Kurs befand, eher als seine Entschuldigung, einer spanischen Fregatte aus dem Wege gegangen zu sein. Es kann aber uber seine hauptsachliche Mission keinen Zweifel geben. Bei seiner Fahrt nach Jamaika sollte er dem Compte de Grasse in Martinique eine Botschaft bringen. Meine Leute haben die Depesche sehr sorgfaltig untersucht. «Er blickte Bolitho voll an.»Sie fanden darin alle Details unserer Abwehr und alle verfugbaren Kriegsschiffe. Truppenaufmarsche, sowohl zur See als auch an Land, bis zur Angabe unserer Truppenstarke unter Cornwallis«. Er nahm ein Dokument auf und las einige Sekunden darin.»So oder so, an dieses Jahr werden wir uns erinnern!»

Bolitho bewegte sich unruhig in seinem Stuhl.»Wie konnte ein Freibeuter wie Crozier fur die Englander arbeiten?»

Christie lachelte schief.»Ihm gehorte die Brigantine. Sie wurde zweifelsohne von seiner Partei gekauft. Die Mannschaft war zusammengesucht, der Abschaum von einem Dutzend Hafen und fast genauso vielen Landern. Da kleine Schiffe so gefragt sind, war die Tauschung nicht so schwierig. Selbst auf seinen offiziellen Fahrten schmuggelte er ganz offensichtlich. «Er drehte sich um, seine Schultern wurden plotzlich steif.»Meist fur die, die in New York an der Macht sind!»

«Darf ich fragen, ob sie bestraft werden?»

Christie drehte sich um und zuckte die Schultern.»Wenn Sie General Blundell meinen, so konnen Sie versichert sein, da? er Amerika sehr bald verlassen wird. Ich bin ebenso sicher, da? er durch Einflu? und machtige Freunde daheim gerettet werden wird. Entfernung und Zeit sind wichtige Hilfskrafte, was die Schuldigen betrifft. Andere aber werden sicherlich an die Wand gestellt werden, und es ist mir gesagt worden, da? die Militarregierung Ihre Entdeckung dazu benutzen will, um sich zumindest teilweise von den Parasiten zu befreien, die schon zu lange von ihr gelebt haben.»

Er lachelte uber Bolithos ernstes Gesicht.»Schenken Sie Madeira nach. Er wird uns beiden guttun. «Er fuhr im selben ruhigen Ton fort:»Admiral Graves ist mit Ihnen sehr zufrieden. Er hat den Schoner Lucifer nach Antigua gesandt, um Admiral Rodney uber die Situation hier zu informieren. Es wurden Patrouillen nach Newport beordert, die die Schwadron von de Barras beobachten sollen, obwohl es, wie Sie sehr gut wissen, schwierig ist zu beurteilen, was dort geschieht. In der Tat wird mit den zur Verfugung stehenden Kraften alles getan, um die lokalen Gewasser zu bewachen, damit man wei?, woher der Tiger angreifen wird.»

Er nahm ein Glas aus Bolithos Hand und frage:»Ist die Sparrow in gutem Zustand?»

Bolitho nickte. Es fiel ihm immer noch schwer, mit dem kleinen Admiral Schritt zu halten.»Mein Zimmermann hat die Reparaturen an der Reling fast fertiggestellt und..

Christie nickte kurz.»Das kann auch auf See erledigt werden. Ich mochte, da? Sie fur mindestens drei Monate Vorrate aufnehmen. Mein Flaggkapitan hat das in der Hand.

Es konnte sogar sein, da? er fur Sie einige Seeleute findet, um die in der Schlacht gefallenen zu ersetzen. Ich habe die Heran wieder nach Suden gesandt, aber meine anderen Kustenpatrouillen sind zu sehr auseinandergezogen, um unsere Sicherheit zu gewahrleisten. Ich benotige jedes verfugbare Schiff, besonders Ihres. «Er lachelte.»Und Sie.»

«Danke, Sir. «Er setzte sein Glas ab.»Wieder nach Newport?»

Der Admiral schuttelte den Kopf.»Sie werden zu Farr und seiner Heran sto?en.»

Bolitho starrte ihn an.»Aber, Sir, ich dachte, Sie benotigen Schiffe, um de Barras zu bewachen?»

Christie nahm die Karaffe auf und betrachtete sie gedankenverloren.»Vielleicht spater. Aber im Augenblick mochte ich Sie aus Sandy Hook heraus haben. Weg von denen, die versuchen werden, Sie unterzukriegen. Sie haben sich durch Ihre Handlungsweise Feinde gemacht. Wie ich eben schon sagte, Sie sind den gewundenen Pfaden der Politik nicht gewachsen.»

«Ich bin bereit, das Risiko auf mich zu nehmen, Sir.»

«Aber ich nicht!«Christies Stimme war hart, wie damals beim Kriegsgericht hier in derselben Kajute.»Fur Sie sind Ihr Schiff und dessen Angelegenheiten das Wichtigste. Ich mu? in gro?eren Dimensionen denken, und meine Vorgesetzten in noch gro?eren. Wenn es ratsam ist, da? Sie meine ganze Schwadron gegen de Barras fuhren, dann wird es so geschehen. Und wenn Ihr Schiff geopfert werden mu? wie ein Tier in der Falle, dann wird auch das befohlen werden. «Er hielt inne.»Vergeben Sie mir. Das war unverzeihlich. «Er zeigte auf seine Seekarten.»Der Feind ist machtig, aber doch nicht so, da? er uberall zugleich angreifen konnte. Er kann gegen New York ziehen, denn ohne die Stadt haben wir keine Regierung in Amerika. Oder er kann sich gegen die Armee von General Cornwallis wenden, denn ohne die Landstreitkrafte sind wir genauso verloren. Auf jeden Fall wird es zum Kampf kommen, und meiner Meinung nach wird eine Seeschlacht unser Schicksal entscheiden — und die Geschichte der nachsten Jahre.»