Strandwolfe: Richard Bolithos gefahrvoller Heimaturlaub, стр. 14

Ein Boot knirschte langsseits, Minuten spater trat Pyke ein. Er nahm mit anerkennendem Kopfnicken ein Glas Brandy entgegen und sagte:»Die Prise ist in den Handen des Zollvorstehers, Sir. Alles geregelt. «Er blickte Bolitho an und fugte hinzu:»Dieser Informant Portlock ist ubrigens tot, Sir. Irgend jemand hat zu viel geredet. «Hugh fragte:»Noch jemand ein Glas Brandy?«Bolitho blickte ihn wutend an. Hugh wu?te es bereits, mu?te von Anfang an gewu?t haben, da? man den Mann umbringen wurde.»Was wurde aus dem Madchen?»

Pyke betrachtete ihn noch immer.»Die ist weg. Gut, da? wir sie los sind. Wie ich schon sagte: Abschaum zeugt Abschaum. «Wespennest, hatte sein Bruder gesagt. Es schien sich jetzt schon zu ruhren.

Uber ihren Kopfen glaste es, und Hugh kundigte an:»Ich fahre an Land und esse zu Hause, Richard.»

Er blickte Dancer an.»Haben Sie Lust, mitzukommen? Ich denke, mein Bruder bleibt am besten an Bord, bis er seinen Verband los ist. Mutter bekommt sonst Zustande, wenn sie unseren Helden sieht.»

Dancer warf einen Blick auf Bolitho.»Nein danke, Sir, ich bleibe hier.»

«Gut. Pa?t auf, da? die Wachen stark genug sind. Heute nacht wird's allerhand Gerede geben in den Kneipen von Falmouth, davon bin ich uberzeugt.»

Als er nach oben ging und die beiden Fahnriche allein lie?, sagte Bolitho:»Du hattest ruhig mitfahren sollen, Martyn. Nancy hatte sich gefreut.»

Dancer lachelte wehmutig.»Wir kamen zusammen, und so soll es auch bleiben. Nach der gestrigen Nacht denke ich au?erdem, du brauchst eine Leibwache, Dick!»

Gloag kehrte von der Verabschiedung seines Kommandanten zuruck und ergriff sein Glas wieder. In seiner Faust wirkte es wie ein Fingerhut.

«Gern wu?te ich ja«, er blickte sie grimmig an,»was geschieht, wenn sie herausbekommen, was wir planen? Wenn sie schon jetzt Augen und Ohren zwischen uns haben?«Bolitho starrte ihn an, aber Dancer antwortete zuerst.»Dann, Mr. Gloag, furchte ich, wird der Verlust von Regierungswaffen und Munition mehr Erklarungen benotigen, als wir geben konnen.»

Gloag nickte ernst.»Das ist auch meine Ansicht. «Er nahm einen Schluck und leckte sich die Lippen.»Konnte sehr unangenehm werden.»

Bolitho uberlegte, was der Admiral in Plymouth und sein eigener Kommandant auf der Gorgon wohl dazu sagen wurden. Die Karrieren von James Bolithos beiden Sohnen konnten dann ein sehr rasches Ende finden.

VI Klarer Auftrag

Bolitho wanderte auf der hohen Mole auf und ab und beobachtete den Betrieb im Hafen von Penzance. Abgesehen von der bitteren Kalte hatte es Fruhling sein konnen, uberlegte er. Die Fischerboote und kleinen Kustenfahrzeuge, die Dacher und

Kirchturmspitzen der Stadt jenseits des Hafens schienen ihm alle unnaturlich bunt zu leuchten.

Er sah hinab zur Avenger, die an der Mole lag. Aus diesem Blickwinkel wirkte sie noch weniger wie ein Kriegsschiff. Ihr breites Deck war voll unordentlichem Tauwerk und geschaftigen Seeleuten. Hier und da sah er jedoch auch eine bewegungslose Gestalt, die trotz der scheinbar aufgelockerten Atmosphare wachsam nach herumlungernden Verdachtigen Ausschau hielt. Selbst ihr Auslaufen war sorgfaltig geplant worden. Die Ladung geliehener Waffen und Munition war bei volliger Dunkelheit an Bord gehievt worden, wahrend Pyke mit mehr als zwanzig Mann Anlegebrucke und Stra?e bewachte, um sicherzustellen, da? niemand etwas von ihrer Tatigkeit merkte. Dann war die Avenger ausgelaufen und unter Vermeidung des ortlichen Schiffsverkehrs in die offene See gesegelt, bevor sie bei Helligkeit Penzance angesteuert hatte.

Hugh war jetzt an Land und hatte wie ublich nichts uber sein Ziel noch sonst welche Erklarungen verlauten lassen. Bolitho beobachtete die vorbeikommenden Manner und Frauen, Seeleute und Fischer, Handler und Mu?igganger. Hatte das Gerucht schon die Runde gemacht? Plante jemand bereits den Hinterhalt fur Hughs fingierten Waffentransport? Dancer kam vom Kutter heraufgeklettert und stellte sich handereibend neben ihn. Die Kalte war empfindlich.»Alles scheint friedlich, Martyn«, sagte Bolitho. Sein Freund nickte frohlich.»Dein Bruder hat an alles gedacht. Der Zollmeister war hier und hat mir gesagt, da? Lastwagen geschickt wurden, um unser kostbares Gut zu ubernehmen. «Sein Mund verzog sich zu einem breiten Grinsen.»Ich wu?te bisher nicht, da? die Marine sich uberhaupt auf derartige Spielchen einla?t.»

Ein Seemann rief:»Kommandant kommt, Sir!«Bolitho winkte dem Mann dankend zu. Er hatte die freundliche Art und Weise, wie Vor- und Achterschiff miteinander umgingen, schatzengelernt; dabei hatte man erwarten sollen, da? auf einem so uberfullten Schiff die Trennung besonders scharf sein wurde.

Hugh Bolitho, den Degen umgeschnallt und sehr selbstsicher wirkend, stieg rasch die Gangway hinunter an Deck, in respektvollem Abstand gefolgt von den Fahnrichen. Er gru?te zum Achterschiff hin und zur lebhaft wehenden Flagge und sagte dann:»Die Lastwagen werden gleich eintreffen. Es hat alles gut geklappt, die ganze Stadt summt von Geruchten uber unseren Beutezug an guten Musketen, Pulver und Munition. «Er lie? den Blick rasch uber die Bundel von Musketen schweifen, die bereits unter des Stuckmeisters wachsamen Augen vom Laderaum an Land gehievt wurden. Dann sog er prufend die Luft ein und bemerkte:»Guter Tag fur unser Vorhaben. Sie werden alles beobachten, vielleicht gerade in diesem Augenblick. Bestimmt versuchen sie, festzustellen, ob die Ladung wirklich an Land und in sichere Hande uberwechselt, oder ob es sich nur um eine Finte handelt.»

Gloag, der zugehort hatte, sagte bewundernd:»Sie haben einen hellen Kopf, Sir, daruber besteht kein Zweifel. Ich sehe Sie schon auf Ihrem eigenen Flaggschiff, und das in nicht allzu weiter Ferne!»

«Vielleicht. «Hugh strebte dem Niedergang zu.»Die Wagen werden vom Augenblick ihrer Ankunft bis zur Beendigung des Beladens unter Bewachung sein, und eine Abteilung Zollner wird sie zusatzlich begleiten. «Sein Blick blieb auf Dancer haften.»Sie ubernehmen das Kommando. Der oberste Zollbeamte wei?, was er zu tun hat, aber ich mochte, da? ein Marineoffizier den Trupp kommandiert.»

Bolitho sagte rasch:»Ich mache das, Sir. Es scheint mir nicht gerecht, Dancer zu schicken. Schlie?lich ist es mein Verschulden, da? er uberhaupt hier sein mu?.»

«Die Sache ist erledigt. «Hugh lachelte.»Au?erdem wird alles vorbei sein, bevor es richtig angefangen hat. Ein paar blutige Kopfe und der Anblick der Dragoner werden genugen. Sir Henry Vyvyan kann hinterher so viele Rauber aufhangen wie ihm behagt!»

Als Hugh unter Deck verschwand, sagte Dancer:»Es ist keine gro?e Angelegenheit, Dick. Wir haben auf der alten Gorgon weit Schlimmeres durchgemacht, und schlie?lich kommt es uns spater fur unser Examen zugute, wenn der verdammte Prufungstag einmal heranruckt.»

Bis Mittag waren die Wagen beladen. Wieder hatte Hugh Bolitho gut vorausgeplant. Die Arbeit verursachte nicht genug Wirbel, um die Vorbereitungen fingiert erscheinen zu lassen, aber genug, um den Stolz eines jungen Kommandanten uber seinen gro?artigen Fang zu dokumentieren.

Wenn alles klappte, mochte Gloag mit seinem Kompliment recht behalten. Das Prisengeld fur den gestrandeten Hollander und die Vernichtung einer Bande Schmuggler und Strandrauber wurden au?erdem viel dazu beitragen, Hughs andere Probleme zu beseitigen.

«Du da! Nimm mir meine Tasche ab!»

Bolitho wandte sich um und sah, wie einer der Seeleute einem langen, schlaksigen Mann in blauem Rock und Hut auf den Kutter hinuberhalf. Der Matrose schien ihn gut zu kennen und sagte grinsend:»Willkommen an Bord, Mr. Whiffin, Sir. Wieder zuruck?»

Bolitho ging eilig nach achtern und uberlegte dabei, wo er diesen Namen schon einmal gehort hatte. Er war jetzt seit zehn Tagen an Bord und kannte die Namen und Aufgaben der meisten Leute, aber Whiffins Stellung war ihm bisher verborgen geblieben. Der gro?e Mann musterte ihn gelassen, das Gesicht ernst und ausdruckslos.